Medien & Gesellschaft

Tütensuppe und Diätbrause als Krankmacher

Es ist eine der meistgestellten Fragen unserer modernen Überflussgesellschaft: Was sollen oder was dürfen wir heutzutage noch essen? Was können wir in Zeiten von Billigdiscountern und auf Optik, Effizienz und lange Haltbarkeit getrimmten Design-Lebensmitteln noch gefahrlos unseren Kindern geben? Und welche industriegefertigten, bunten Gaumenschmeichler sind tatsächlich so unbedenklich, wie es uns die Nahrungsmittelindustrie weismachen will? Eigentlich ist die grundsätzliche Antwort, die der deutsche Journalist Hans-Ulrich Grimm bereithält, generell recht einfach, doch wird sie - im wahrsten Sinne des Wortes - nur den wenigsten von uns schmecken.

Solange wir Nahrungsmittel vermeiden, die allzu viele künstliche Zusatzstoffe enthalten, brauchen wir uns im Allgemeinen nicht zu sorgen, so Grimm. Doch gilt es hierbei auf zwei besonders gefährliche chemische Krankmacher zu achten - Aspartam und Glutamat, sprich ein künstlicher Süßstoff und ein künstlicher Geschmacksverstärker. Freilich wird die schiere Allgegenwärtigkeit besagter zwei künstlicher Zusätze so manchem von uns garantiert den Appetit verderben.

"Die Ernährungslüge" liefert durchaus glaubwürdige Beweise, dass es der Lebensmittelindustrie bewusst ist, wie gefährlich sowohl Aspartam und Glutamat sein können. Erwiesenermaßen wirken beide Stoffe direkt auf unser Gehirn und lösen sogar bei manchen Menschen starke allergische Reaktionen aus. Mit großer Wahrscheinlichkeit haben der so gut wie omnipräsente, pikant schmeckende Geschmacksverstärker und der populäre synthetische Süßstoff so schon zahlreichen Menschen das Leben gekostet. Und dennoch weigert sich die Lebensmittellobby von ihrem Standpunkt abzuweichen, den sie mit großer Wahrscheinlichkeit mittels gekauften oder sogar gefälschten Untersuchungen durchgesetzt hat. Und dies ist erst die Spitze des Eisberges, denn der Chemiebaukasten der "Food Designer" hat noch viel mehr Schauerlichkeiten zu bieten ...

"Die Ernährungslüge" macht deutlich: Hier erhält der Leser einen Reichtum an Informationen, welche die Nahrungsmittelindustrie für ihn in einem anderen Licht erscheinen lassen werden. Worauf der ehemalige "Spiegel"-Korrespondent baut, ist eine leichte Verständlichkeit der oftmals komplexen Umstände, die dazu führen, dass es uns immer schwerer fällt, uns gesund zu ernähren. Expertenwissen ist für die Lektüre von "Die Ernährungslüge" jedoch nicht einmal in Ansätzen vonnöten. Selbst die Vorgänge in unserem Körper, die die letztendliche Ursache für die Gefahren von synthetischen Zusatzstoffen bilden, werden hierbei für jedermann nachvollziehbar erläutert.

Nicht alle Leser werden jede von Hans-Ulrich Grimms Thesen über den Einfluss unserer Ernährung auf unseren Körper und Geist als gleichermaßen plausibel erachten. Dennoch spricht die aufgeführte Vielzahl an schwer widerlegbaren Beweisen und Statistiken, mit denen der Journalist seine Enthüllungen untermauert, Bände. So manchen wird Grimm mit Sicherheit überzeugen, seine Ernährung auch längerfristig umzustellen. Und wer sich außerstande sieht, die nötige Disziplin aufzubringen, wird auf jeden Fall wertvolle Hilfe dabei erhalten, den Täuschungsversuchen der Lebensmittelindustrie besser aus dem Weg zu gehen. Ein Ausnahmesachbuch voller oftmals schier unglaublicher Enthüllungen und eine Pflichtlektüre für jeden, der wissen und nicht nur glauben möchte, sich gesund zu ernähren.

Johannes Schaack
21.03.2011

 
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Das Buch:

Hans-Ulrich Grimm: Die Ernährungslüge. Wie uns die Lebensmittelindustrie um den Verstand bringt

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2011
345 S., € 8,99
ISBN: 978-3-426-78393-1

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