Medien & Gesellschaft

Mord und Totschlag im wilden Osten

In Fernsehsendungen wie "Aktenzeichen XY ... ungelöst" und "Kripo live" werden ungeklärte Straftaten der Öffentlichkeit vorgestellt, um so an sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter zu gelangen. In filmischen Rekonstruktionen werden Kriminalfälle vorgestellt, in denen die polizeilich ermittelten Fakten veranschaulicht werden. Mord und Totschlag gibt es allerdings nicht nur im Jahre 2010, auch schon vor 50 Jahren konnte man sich seines Lebens nicht sicher sein. In DDR und BRD gleichermaßen hatten Morduntersuchungskommissionen mächtig zu tun. Meistens waren sie erfolgreich und konnten den Täter dingfest machen. Davon erzählt auch Wolfgang Swat in "Der Tote in der Wäschetruhe", in dem er authentische Mordfälle aus der DDR rekonstruiert und so dem Leser zugänglich macht.

Swat hat auf 224 Seiten insgesamt 20 Fälle aus den 1970er und 80er Jahren der DDR festgehalten. Schon damals waren sexuelle Lust, Geldgier und Streitigkeiten Hauptursachen für verbrecherische Handlungen. Swat geht bei der Schilderung jeweils nach dem gleichen Schema vor: Nach der detaillierten Rekonstruktion der Tat, wirft der Autor einen ausführlichen Blick in das (Familien-)Leben des Täters, um mögliche Erklärungen für den Mord zu geben, und zeichnet später die Ermittlungsarbeiten der Morduntersuchungskommission nach. Abschließend ist der Leser dabei, wenn der Straftäter verhört und schließlich vor Gericht gestellt wird. In manchen Fällen blickt Swat noch ein wenig darüber hinaus, denn nicht jeder Verurteilte begeht nach der Freilassung ein unbescholtenes Leben, manche erleben einen Rückfall und geraten erneut in die Fänge der Justiz.

Beim Lesen ist es manchmal recht erschreckend, wenn man erfährt, mit welch Brutalität die Täter vorgingen. So zerstückelt eine Hausfrau ihren eigenen Ehemann und versteckt den Torso in der Wäschetruhe, zwei jungen Frauen versuchen einen 70-jährigen Mann zu vergiften, weil dieser Lügen verbreitet, und ein Mann sieht seine sexuellen Abnormitäten als Ursache für die verbrecherische Handlung. Dabei lässt sich erkennen, dass das "Böse" keinen Halt macht - egal ob es sich dabei um Mann oder Frau, Junge oder Alte, einfachen Arbeiter oder Wohlsituierte handelt.

Wolfgang Swats "Der Tote in der Wäschetruhe" ist wie eine Lesefassung von Gerichtsshow, Polizeiserie und Real-Life-Krimiserie, die dem Rezipienten einen erschreckenden Blick in die Vergangenheit werfen lässt. Beim Lesen eröffnen sich die dargestellten Szenerien als ein Mix aus "K11 - Kommissare im Einsatz", "Das Strafgericht" und "Polizeiruf 110". Bei solch einer Vielfalt ist Unterhaltung genauso garantiert wie die Vermittlung eines umfangreichen Gesellschaftswissens. Nach der Lektüre wird man sicherlich mit offenen Augen durch die Welt gehen und erkennen, dass nichts sicher ist.

Susann Fleischer
19.04.2010

 
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Das Buch:

Wolfgang Swat: Der Tote in der Wäschetruhe. Authentische Mordfälle aus der DDR

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Berlin: Verlag Das Neue Berlin 2010
224 S., € 12,95
ISBN: 978-3-360-01992-9

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