Medien & Gesellschaft

Tolkiens Universum

J.R.R. Tolkien hat mit Mittelerde eine Welt geschaffen, die nicht nur wegen ihrer Einwohner die Leser fasziniert, gleichermaßen fällt sie wegen ihrer einzigartigen Landschaft auf. Egal ob Berge oder Wälder, Flüsse oder Seen, beeindruckende Städte oder kleine Dörfer - das Land bietet jedem Bewohner Mittelerdes sein Plätzchen zum Leben. Für Außenstehende mag gerade dieses Landschaftsbild den Reiz ausmachen, Tolkiens "Der Herr der Ringe" zu lesen, in dem der Leser auf eine phantastische Reise vom Auenland bis nach Mordor geführt wird und hautnah die Abenteuer der Gefährten erlebt. In Brian Sibleys "Die Straße gleitet fort und fort" bietet sich nun endlich die Gelegenheit, alle Örtlichkeiten Mittelerdes näher kennenzulernen, ohne sie mühsam aus einer Folge von Ereignissen herausfiltern zu müssen, wie dies bei Tolkiens Vorlage der Fall wäre.

Das Buch gliedert sich in zwei Teile, die zusammen mit der Karte - dem Herzstück des vorliegenden Buches - ein neuartiges und zugleich klassisches Bild Mittelerdes entstehen lassen. Bereits zu Beginn wird deutlich, dass Tolkien sich mit der geographischen Gestaltung von Mittelerde einer großen Herausforderung gegenübersah. Zeichnet sich dieses Land doch durch seine individuelle Landschaftsgestaltung aus, wie man sie nirgends sonst finden kann. Man denke an das Auenland, wo die Hobbits seit Generationen leben, das Nebelgebirge als Rückzugsgebiet für Orks, Minas Tirith als die große Stadt der Menschen, Barad-Dûr und Isengart hingegen schlechtweg als Feindesland. Bereits während Sibley eine Übersicht über die Geschehnisse in "Der Herr der Ringe" gibt, geht er auf die berühmt gewordenen Örtlichkeiten ein, sodass der Rezipient nicht darum herumkommt, sich ein erstes Bild von Mittelerde zu machen.

Der zweite Teil gibt anschließend wie in einem Glossar die wichtigsten Orte in Mittelerde wieder. Viele dürften inzwischen bekannt sein, sodass die Informationen rund um das Auenland, Bruchtal, Edoras, Fangorn oder Gondor Tolkien-Freunden nicht neu sein dürften. Angaben zu Dagorland, dem Schlachtfeld, auf dem Sauron einstmals überwunden wurde, Dol Guldur, Saurons ehemaliger Festung im Düsterwald, oder Morannon, dem Schwarzen Tor, hingegen dürften zu neuen Erkenntnissen, Rückschlüssen und Verknüpfungen führen, die sonst erst bei der vollständigen Lektüre von Tolkiens Werken offenbart würden.

Brian Sibley hat mit "Die Straße gleitet fort und fort" ein detailreiches kartographisches Werk über Mittelerde verfasst, das die Herzen der Leser von Tolkiens Büchern höher und höher schlagen lässt. Die weichen Bleichstiftzeichnungen von John Howe sind ein bestechender Qualitätsbeweis, der das Buch auf eine höhere Ebene hebt. Setzen diese das Buch bildlich doch so um, dass selbst Außenstehende auf den Spuren von Frodo Beutlin und dessen acht Gefährten wandeln und so deren Abenteuer erleben können. Insbesondere die großformatige Karte trägt dazu bei, dass sich "Der Herr der Ringe"-Leser in dieser fremden Welt rasch zurechtfinden und bald auch heimisch fühlen werden.

Susann Fleischer
12.10.2009

 
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Das Buch:

Brian Sibley: Die Straße gleitet fort und fort. Die Karte von Tolkiens Mittelerde. Aus dem Englischen von Joachim Kröber und Hans J. Schütz. Mit Illustrationen von John Howe

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Stuttgart: Klett Cotta Verlag 2009
63 S., € 13,90
ISBN: 978-3-608-93761-9

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