Medien & Gesellschaft

Verpuffende Revolutionsstimmung

"Zeit des Zorns - Streitschrift für eine gerechte Gesellschaft" titelt Jutta Ditfurth ihr neustes Buch. Und tatsächlich schafft es die politische Aktivistin ihre Leser zornig zu machen. In eindringlichen und klaren Worten macht sie die Vetternwirtschaft, den Einfluss der Lobbyisten und die Korruption, die unter unseren deutschen Politikern herrscht, deutlich. Ditfurth spart auch nichts aus, wenn sie die Grausamkeit, Brutalität und Willkür beschreibt, mit der Polizisten und Militär im In- und Ausland gegen Demonstranten vorgehen.

Jutta Ditfurth ist Mitbegründerin der Partei Bündnis90/Die Grünen und war von 1984 bis 1988 Parteivorsitzende, bevor sie 1991 austrat. Seither engagiert sie sich in der ökonomischen Linken: Sie ist Mitglied der ÖkoLinX-Antirassistische Liste in Frankfurt am Main. So kommt es auch, dass Ditfurths in ihrer Streitschrift kein gutes Haar an den einzelnen Parteien der deutschen Politiklandschaft lässt, während Marx und Engels gern und vielzitierte Persönlichkeiten in ihrem Buch sind. Schonungslos deckt sie Misswirtschaft und Fehlentscheidungen auf. Keine der momentan regierenden Parteien sei ihren eigentlichen Prinzipien treu geblieben und grundlegend Schuld an allem sei der Kapitalismus, der sich durch die ganze Gesellschaft frisst.

Den Rezipienten beschleicht während des Lesens eine tatsächliche Aufbruchs-, ja Revolutionsstimmung - sofern er sich auf den Pathos der Autorin einlassen möchte. Und doch, wird man als Leser schließlich mit diesem Gefühl allein gelassen. Denn explizite Vorschläge, was man selbst als Bürger/In nun tun kann, um dem eigenen Land zu helfen, gibt Ditfurth keine. Vielleicht erwartet hier der Leser aber auch zuviel? Ist es nicht so, dass eine "Streitschrift" aufwecken, aufmerksam machen will? Und vielleicht liegt hier auch schon ein Problem, welches "uns Bürger/Innen" auszeichnet: Wir mögen es nur zu gern, wenn wir gesagt bekommen, was nun zu tun ist, wenn jemand für uns "vordenkt" und wir nur noch nach "Schema F" handeln müssen. Genau dies unterstützt Ditfurth mit ihrem Buch nicht. So ist es an jedem/r mündigen Bürger/In selbst nach der Lektüre des Buches "Zeit des Zorns" aktiv zu werden, sich zu informieren und dem eigenen (politischen) Gewissen gemäß zu handeln.

Jutta Ditfurth hat mit "Zeit des Zorns" ein lesenswertes, spannungsgeladenes Buch vorgelegt, das sicherlich zu vielen Diskussionen anregen kann.

Maria Merten
28.09.2009

 
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Das Buch:

Jutta Ditfurth: Zeit des Zorns. Streitschrift für eine gerechte Gesellschaft

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München: Droemer Verlag 2009
267 S., € 16,95
ISBN 978-3-426-27504-7

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