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Momente für die Ewigkeit

Die Historie der deutschen Sportgeschichte ist reich an Momenten, die sich ins kollektive Gedächtnis der Bundesbürger eingebrannt haben. Unabhängig davon, ob jemand Vollblut-Fußballfan ist oder gerade einmal weiß, dass ein Spiel 90 Minuten dauert, jeder wird sich daran erinnern können, wie er den letzten WM-Triumph der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verfolgt hat, oder - für den älteren Teil der Bevölkerung - an welchem Volksempfänger er hing, um mitzubekommen, dass Rahn jetzt aus dem Hintergrund schießen sollte. Doch nicht nur des Deutschen liebstes Kind kreiert diese Momente, sondern auch Hinterbänkler-Sportarten gelingt dies von Zeit zu Zeit. Oder wie ließe sich ansonsten die nationale Tennis-Euphorie erklären, die die Bevölkerung an einem sonnigen Sonntagnachmittag im Jahre 1985 an die Fernsehgeräte gefesselt hat, um einen 17-jährigen Tennisnovizen das Turnier von Wimbledon gewinnen zu sehen.

"Deutschlands größte Sportmomente" ist eine Zusammenstellung eben dieser bedeutendsten Ereignisse der deutschen Sportgeschichte, die sich über Interessen und Vereinsfarben hinwegzusetzen vermochten. Ulrich Kühne-Hellmessen zeichnet für dieses im Göttinger Werkstatt-Verlag erschienene Buch verantwortlich. Für gewöhnlich produziert der erfahrene Sportjournalist die Olympia-, WM- und EM-Bücher, die stets mit der heißen Nadel gestrickt wenige Tage nach den entsprechenden Ereignissen auf den Markt kommen und jahrzehntelang in den Bücherregalen der Sammler überdauern. Somit ist Kühne-Hellmessen natürlich prädestiniert dafür, eine Sammlung der größten deutschen Sportmomente zu kompilieren.

Insgesamt 43 nationale Sportmomente finden sich im vorliegenden Buch auf etwas weniger als 200 Seiten wieder. Die Aufmachung ist für alle Kapitel identisch: Vier Seiten wird jeder Sternstunde Raum gegeben, der oder die Sportlerin wird in einem kurzen Steckbrief mit Angaben zur Person sowie dem besonderen Moment vorgestellt. Die Texte sind mit einer emotionalen Bebilderung umrahmt, die garantiert die gewünschten Erinnerungen beim Leser hervorruft. Bei denjenigen Sportlern, deren Sportmoment schon einige Jahre zurückliegt, finden sich auch Bilder aus dem Hier und Jetzt, die durchaus für Überraschungsmomente sorgen. So würde man beispielsweise eine Sportikone wie Katja Seizinger, die deutsche Ski-Queen der Neunziger Jahre, heutzutage sicherlich kaum mehr auf der Straße erkennen.

Die Auswahl für ein derartiges Buch obliegt natürlich stets subjektiven Auswahlkriterien. Dennoch, so beteuert Kühne-Hellmessen in seinem Vorwort, habe man sich die Selektion nicht einfach gemacht und dabei auch darauf geachtet, dass möglichst viele Sportarten Berücksichtigung finden. Insgesamt 27 verschiedene Sportarten haben dann auch tatsächlich Einzug in "Deutschlands größte Sportmomente" gehalten. Bereits beim Durchblättern wird man hier und da zustimmend nicken, sich bei einigen Kapiteln mitunter fragen, ob man persönlich genau so entschieden hätte, oder vielleicht auch den einen oder anderen Moment vermissen, der im persönlichen Ranking weiter oben steht.

In Sachen Fußball sind die vier Weltmeister-Titel von Bern bis Rio natürlich allesamt mit am Start. Boris Becker, Steffi Graf, Max Schmeling, Dirk Nowitzki und Michael Schumacher haben selbstredend ihren Platz in diesem Buch gefunden. Mit Markus Rehm, dem deutschen Paralympics-Sieger, Timo Boll, Axel Schulz, Angelique Kerber oder Isabell Werth wird nicht unbedingt jeder gerechnet haben. Bei einigen Mannschaftsmomenten wie den deutschen Handballern beim heimischen WM-Triumph 2007 oder den deutschen Eishockey-Helden von Pyeongchang war es für den Autor sicherlich nicht leicht, eine Person zu benennen, um die die Geschichte dieses Erfolges gesponnen wird. Unterm Strich gibt es keine ultimative Liste, die bei allen Lesern uneingeschränkte Zustimmung finden wird, doch hat Ulrich Kühne-Hellmessen mit "Deutschlands größte Sportmomente" einen hochwertigen Band zum Schmökern abgeliefert, der mit allen Emotionen, die sich zwischen den beiden Buchdeckeln befinden, gerade in diesen Zeiten so manchen Abend überbrücken lässt, an dem wieder einmal nur Geisterspiele oder irgendwelche Veranstaltungen ohne Zuschauer im Fernsehen übertragen werden. Der Sport lebt nun einmal von der Kulmination aus Leistung und Leidenschaft, wie Kühne-Hellmessen eindrucksvoll beweist.

Christoph Mahnel
16.11.2020

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