Medien & Gesellschaft

Fußball-Leidenschaft in Wort und Bild

Für eine angemessene Einordnung zuallererst einmal die Fakten rund um ein fußballverrücktes Land und eine diesbezüglich noch besessenere Stadt: Rund 3,3 Millionen Einwohner zählt man in Uruguay, also etwas weniger als in der deutschen Hauptstadt Berlin. Flächenmäßig kann das Land dagegen mit Bayern, Österreich und Baden-Württemberg zusammen mithalten. Ungefähr die Hälfte aller Uruguayer lebt in oder um Montevideo herum. Die Kapitale ist somit das uneingeschränkte Zentrum jedweder Art in dem überschaubaren Land am Río de la Plata. Fußballerisch ist Uruguay hingegen seit jeher ein absolutes Schwergewicht. Gleich die erste Fußball-Weltmeisterschaft anno 1930 konnte man für sich entscheiden. War damals noch der Heimvorteil sicherlich mitentscheidend, standen 20 Jahre später die Vorzeichen beim Triumph über Brasilien in Rio de Janeiro deutlich ungünstiger. Mit diesen zwei Weltmeister-Titeln gehört Uruguay zum exklusiven Klub der acht Nationen, die überhaupt diese höchsten Weihen erlangen konnten. Und mit Brasilien, Deutschland und Italien gibt es gar nur drei Länder, die mehr WM-Sterne als Uruguay aufweisen.

Fußball ist dementsprechend in Montevideo und im Rest des Landes zentraler Teil der Kultur und des nationalen Selbstverständnisses. Für Fußball-Fans auf der ganzen Welt kommen südamerikanische Fußballtempel und Städte wie Buenos Aires oder Montevideo Sehnsuchtsorten gleich. Hardy Grüne hat sich daher aufgemacht in sein persönliches Shangri-La. Zwei Trips nach Südamerika hat er in den letzten Jahren unternommen und sich dort ins fußballerische Getümmel gestürzt. Seinen Reisebericht über Montevideo hat er kürzlich in einem wunderbaren Buch dokumentiert: "Montevideo - Eine Reise in das Herz des Fußballs" heißt dieses beim Zeitspiel-Magazin erschienene und dort auch zu beziehende Werk, das mit ganz viel Liebe und Leidenschaft für den Fußball daherkommt. Auf 128 Seiten brilliert Grüne in den Textpassagen mit seiner außerordentlichen Expertise; die zahlreichen Bilder im Buch belegen, dass er auf seinen Reisen ein Auge bei den entsprechenden Aufnahmen bewiesen hat.

Uruguays Hauptstadt wird fußballerisch von zwei Klubs dominiert, die auch im vorliegenden Buch entsprechenden Raum einnehmen: Nacional und Penarol, die einen der Klub der Mittel- und Oberschicht, die anderen der des Proletariats. Perfekte Vorzeichen für eine südamerikanische Dauerfehde. Rund 80 Prozent aller Meisterschaften in der über 100-jährigen Geschichte des uruguayischen Fußballs haben die beiden Klubs für sich entschieden. Doch Hardy Grüne erweist sich als Mann mit Herz auch für die kleinen Vereine Montevideos. Insgesamt 13 Vereine inklusive der beiden Schwergewichte hat er besucht und porträtiert. Dabei findet er einen ausgewogenen Mix zwischen Daten, Fakten und Emotionen. Sämtliche Kapitel über die Vereine weisen einen einheitlichen Abschluss auf, in dem der Autor kurz und knapp unter "El Club", "La Hinchada" und "La Cancha" die Klubgeschichte zusammenfasst sowie das Stadion und die Anhängerschaft beschreibt.

Ein weiteres zentrales Kapitel in Grünes Montevideo-Buch, das jeder kundige Fußball-Fan hierin erwartet hat, beschäftigt sich mit dem Estadio Centenario, einem Fußball-Stadion, dem maximal noch das Maracanã oder das Wembley-Stadion den Rang ablaufen können. Schließlich fand dort bei der allerersten Fußball-Weltmeisterschaft das Finale zwischen Uruguay und Argentinien statt. Mehr als 100.000 enthusiastische Fans fanden damals darin Platz, die fotografischen Zeugnisse davon sind legendär. Dabei ignoriert man auch gerne die von Grüne getätigten und bildlich festgehaltenen Beobachtungen, die zeigen, dass die Patina aus diesem Tempel ein aus europäischen Sicherheitsstandards nicht mehr verwendungsfähiges Stadion gemacht hat. Doch hört man aus Grünes Erzählungen heraus, mit welch kindlicher Freude er diesen mystischen Ort besucht und genossen hat. Diese Leidenschaft findet sich im Übrigen auf jeder Seite des vorliegenden Buches wieder. "Montevideo" ist ein Fest für Liebhaber des Fußballs von einem seiner größten Liebhaber.

Hardy Grüne präsentiert in seinem neuesten Werk einen bunten Blumenstrauß aus Emotionen und Wissenswertem. Man beginnt zu erahnen, warum ein Land mit so wenigen Einwohnern derart viele große Erfolge im Weltfußball feiern durfte und unzählige herausragende Spieler produziert hat. Aktuell sind Luis Suárez und Edinson Cavani Mega-Stars im europäischen Fußballzirkus, mit herausragenden fußballerischen Genen versehen und exzellent ausgebildet in den Vereinen, die Grüne auf seinen Trips in der Stadt am Río de la Plata besucht und erkundet hat. Der begeisterte Leser, der dieses Buch immer wieder gerne zum Stöbern und Genießen in die Hand nehmen wird, hat sicherlich mit Freude vernommen, dass der Autor für Ende 2019 eine weitere Publikation plant, nämlich über Buenos Aires, eine nicht minder fußballverrückte Kapitale.

Christoph Mahnel
07.01.2019

Bestellen können Sie das Buch unter: http://my-eshop.info/epages/b0800c98-0b2d-4be8-93c5-6aa76ed70c47.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/b0800c98-0b2d-4be8-93c5-6aa76ed70c47/Products/6999

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Hardy Grüne: Montevideo - Eine Reise in das Herz des Fußballs

CMS_IMGTITLE[1]

Hannover: Edition Zeitspiel 2018
128 S., € 25,00
www.zeitspiel-magazin.de

Diesen Titel

CMS_IMGTITLE[2] Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.