Medien & Gesellschaft

Die alten Römer und Griechen sprechen lassen

In ihrer Blütezeit im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. hatte die Stadt Rom rund eine Million Einwohner und war damit die größte Metropole der damaligen Welt. Rom war Dreh- und Angelpunkt der antiken Welt und galt - neudeutsch ausgedrückt - als "melting pot" unterschiedlicher Nationalitäten. Wie die Römer selbst - Gesichtsschreiber, Rhetoriker sowie Geistliche - und auch ihre Nachbarn, die Griechen, ihre Stadt und die Hauptstadt der antiken Welt sahen, zeigt der Altphilologe Karl-Wilhelm Weeber mit seiner Anthologie "Das antike Rom. Eine Kulturgeschichte in zeitgenössischen Quellen". Er lässt dabei die Römer selbst zu Wort kommen und hat Originaltexte von Cicero, Sueton, Ovid, Livius und Co. zusammengetragen, neu übersetzt und mit kleinen Essays eingeleitet.

Die Originaltexte von rund 70 Autoren hat Weeber thematisch geordnet in 24 Kapitel. In all diesen Kapiteln spielt die Stadt Rom die Hauptrolle, sei es als Stadt des Entertainments, als Stadt des Wasserreichtums, der Prachtbauten oder des Verkehrsgewühls. Alle Bereiche des Lebens - wie auch das Todes - beleuchtet Weeber mit seinen Originalquellen. Zu den Zuschauerströmen, die stets die Stadt verstopften, wenn wieder Spiele im Circus anstanden, kommen Sueton, Tacitus und Ovid zu Wort, zu dem Bau von Aquädukten Augustus, Plinius und Vitruv. Auch das Corpus Inscriptionum Latinarum, die Sammlung sämtlicher lateinischer Inschriften, gibt Auskunft darüber, welcher Kaiser welche maroden Aquädukte wann hat reparieren lassen.

Nicht nur die Römer selbst schrieben über das Treiben in ihrer Stadt, einer Stadt, deren Straßen Tag und Nacht bevölkert waren, deren Wohnhäuser häufig einsturzgefährdet waren und in Flammen aufgingen, eine Stadt, in der Prostitution nicht verboten war, wohl aber das Würfelspiel, eine Stadt, die regelmäßig von Tiberüberschwemmungen heimgesucht wurde. Auch griechische Schriftsteller und Historiker, wie Plutarch oder Dio Cassius haben über die ewige Stadt geschrieben. Ebenso kommen christliche Vertreter wie Augustinus und Laktanz zu Wort.

Dass eine Anthologie wie diese keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, ist selbstverständlich. Dennoch versucht Weeber aus den vorhandenen Quellen auch einmal das Licht auf Randgruppen und Randthemen zu werfen, die normalerweise in der kulturgeschichtlichen Darstellung selten oder nie berücksichtigt werden: Kriminelle, Sportler, Frauen oder Außenseiter. Auch die Partyszene Roms und wie die kleinen Leute sowie die Elite damals zu feiern wussten, erklärt Weeber mit Hilfe der Originaltexte.

Weeber, der bekannt ist für seine profunden wie auch witzig und geistreich geschriebenen Bücher über die alten Römer, ihre Kultur und ihre Sprache, legt mit "Das antike Rom" einen Band vor, den vor allem ehemalige Latein- und Griechischschüler gerne zur Hand nehmen werden, um damit längst verloren geglaubte Kenntnisse aufzufrischen und dabei hier und da noch etwas über die Kulturgeschichte einer der bedeutendsten Metropolen der antiken Welt erfahren zu können. Die von Weeber mit jeweils einem Essay eingeführten Kapitel laden zum Blättern und Stöbern ein: mal hier einen Originaltext lesen und mal dort, dazu die Neuübersetzung von Weeber - oder sich vielleicht doch mal selbst an die Übersetzung wagen?

Sabine Mahnel
15.01.2018

 
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Das Buch:

Karl-Wilhelm Weeber: Das antike Rom. Eine Kulturgeschichte in zeitgenössischen Quellen

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Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2017
381 S., € 39,95
ISBN: 978-3-534-26919-8

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