Biographie
Politiker ohne Pause
Wenige Politiker sind so dauerhaft bekannte Politiker wie der Schwabe Wolfgang Sch?uble. Bewundert. Bestaunt. Beargw?hnt. Wer ihn verstehen will, lese das j?ngst publizierte Portr?t des Politikers, das der Journalist Hans Peter Sch?tz anfertigt hat. Kreativit?t, Kontinuit?t und Kraft Sch?ubles werden ausgemacht und ausgebreitet. Eines Politikers ohne Pause. Seit Jahrzehnten. Wider alle Widerst?nde und Widrigkeiten. Arbeit ist dem Mann mit dem erstaunlichen Durchhalteverm?gen Therapie.
"Wolfgang Sch?uble. Zwei Leben", ist der sachliche Buchtitel. Womit nicht zuerst und einzig das Leben vor und nach dem Attentat vom 12. Oktober 1990 gemeint ist, seit der Mann querschnittsgel?hmt ist. Was f?r ein Schicksal! Welch ein menschliches Schicksal! Was f?r ein Mensch, der mit einem solchen Schicksal leben muss! Sch?ubles Politikerleben ist das der ?ra Kohl und das nach der ?ra Kohl. Zweimal zwei Leben? Wenn man zwei Leben in dem einen haben kann. Wenn! Der Bruch mit dem "Bruder" Kohl ist die zweite schwerwiegende Verletzung, die Sch?uble widerfuhr. Welchem prominenten Politiker der Bundesrepublik ist ?hnlich Arges geschehen? Welchem?
Sch?uble h?tte alles werden k?nnen im geteilten und vereinten Deutschland. Nicht geworden ist er der Chef der Adenauer-Stiftung. Nicht der B?rgermeister von Berlin. Nicht der Kanzler des Landes oder dessen Pr?sident. Verspielt? Verpasst? Vertan? Nicht doch! In entscheidenden Situationen und Stunden wurde Sch?uble abgedr?ngt. Sch?tz, der vor, hinter, neben Sch?uble steht, f?r ihn einsteht, nennt Namen und Taten der Taktierer und des Taktierens, deren Opfer Wolfgang Sch?uble wurde. Deutlich wird, wann und wie Kohl und Merkel Macht und Mittel nutzten, um dem Kanzler oder Bundespr?sidenten Sch?uble den Weg zu versperren. Ereignisse von shakespearescher Dramatik, die so Manchen aus dem Milieu der Politik vertrieben h?tten. Nicht Wolfgang Sch?uble. Er ist ein Beharrlicher. Ein Ausdauernder. Ein Strebsamer. Ein Streiter.
Sch?uble hat die Politik zu seiner Profession gemacht, weil sie ihm geistig gem?? ist. Sich zur Politik zu bekennen, hei?t, Politik als st?ndige Pr?fung zu akzeptieren. Das kann nur einer, der die Politik liebt. Wer mit Liebe und Leidenschaft f?r die Sache da ist, der will und muss in seiner Profession professionell sein. Genau so einer ist Wolfgang Sch?uble. Den k?nnen weder eigene Irrt?mer noch die Intrigen der anderen von seinen Absichten abdr?ngen. Auch nicht die Laien und Lobbyisten in der Politik, die seiner politischen Gesinnung und Gesittung zuwider sein m?ssen. Eifer und Ehrgeiz haben Sch?uble stets vorangetrieben. Nicht die Haltung eines Besserwissers, sondern die eines Menschen, der besser sein will und sich seines Besserseins sicher ist.
Er kennt den Zweck und die M?glichkeiten des Populismus und Propaganda in der Politik und wei? sehr wohl, wie M?glichkeiten einzusetzen sind. Das verpflichtet ihn auch zu der Verantwortung, mit seinem Verst?ndnis f?r die Dinge, f?r die Sachlichkeit in der Sache zu pl?dieren.
Wer Wolfgang Sch?uble als den ewigen "Mann f?r alle F?lle" sieht, wie die Bundesrepublik keinen zweiten hat, der h?ngt einem kolportierten Klischee an. Richtig ist: Sch?uble war in allen F?llen zur Stelle, obwohl seine Widersacher die ihm geb?hrenden Stellen strichen. Sch?uble kann sich Souver?nit?t nicht nur leisten. Er ist ein Souver?ner. Deshalb kann er, der bekennende Berliner und Europ?er, unkonventionell in die Zukunft blicken. In einem Gespr?ch des Buchautors mit dem j?ngeren Bruder, Thomas Sch?uble, ist Bemerkenswertes zu h?ren: "Je mehr ich als Finanzminister sehe, desto gr??er wird meine Skepsis gegen?ber dem Kapitalismus." Na, ob das Sch?ubles Tun bestimmt? Erkenntnis ist nicht alles! Entscheidungst?chtigkeit und -freude fordert das Ver?ndern.
F?r Hans Peter Sch?tz ist Wolfgang Sch?uble einer, der sich gleich bleibt in seinem Sinn f?rs Gestalten und Ver?ndern. Dementsprechend ist der Tenor des Textes des Sch?uble-Buches. Der Autor sch?tzt, st?tzt und stabilisiert das Portr?t mit seinem Wissen um die Person, die ihm nah und deshalb vertraut ist. Sch?tz will Sch?uble gerecht werden. Auch indem er die Kantigkeit des Portr?tierten nicht gl?ttet. Der Schreiber wei?, wie sinnvoll das ist, denn er ist sich auch der Absicht seiner Darstellung bewusst. Um der Nachdr?cklichkeit willen wiederholt und wiederholt er in der Bewertung und Beurteilung Eigenschaften und Eigenheiten Sch?ubles. Der Wiederholungen ?berdr?ssig, werden sich die Leser fragen, wo, inwiefern das Pers?nlichkeits-Portr?t pers?nlich ist.
Im Grunde ist der Band "Wolfgang Sch?uble. Zwei Leben" von Hans Peter Sch?tz ein ehrenwerter Versuch, den vielen h?chst fragw?rdigen Autobiographien der Politiker etwas entgegenzustellen, was nicht fragw?rdig ist.
Bernd Heimberger
10.12.2012