Biographie
Das Bollwerk Ball
Der Poet von Pirmasens, der Philosoph von Pirmasens war Hugo Ball nicht. War er Poet? War er! War er Philosoph? War er! Er war ein poetischer, philosophischer und religi?ser Mensch. Die deutsche Literatur- und Geistesgeschichte hat Hugo Ball (1886-1927) lange aus seinen Lexika herausgehalten. Die Nazis haben den nachhaltig vom Katholizismus Gepr?gten sofort verbannt. Die Literaturhistoriker der DDR g?nnten Ball in ihren Nachschlagewerken keine eigene Notation. Ball wurde bei Huelsenbeck, Richard, untergebracht. Was w?re Huelsenbeck ohne Ball gewesen? Ohne das von Ball 1916 in Z?rich etablierte "Cabaret Voltaire"? Ohne die von Ball initiierten Aktionen, die den Namen Dada bekamen. Ohne Hugo Ball ist Dada nicht zu denken wie Dada nicht ohne Ball. Er war Geist und Seele des Dadaismus. Hugo Ball war ein Jahr aktiver Dadaist. Ein Grund, den Dadaismus eine "kurzlebige Bewegung" zu nennen? Zumindest hat die deutsche
Literatur-, Theatergeschichtsschreibung lax auf den Dadaismus reagiert. Dada lebt und wirkt weiter und weiter.
Allm?hlich hat sich auch Pirmasens an den einst geschm?hten "Sohn der Stadt" gew?hnt. Was nicht bedeutet, dass Hugo Ball als eine Gr??e der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts bekannt ist. F?r?s Bekanntwerden muss jederzeit getan werden, was getan werden kann. Das "eine poetische Revitalisierung" nennen, um den Vater der Laut-Dichtung zu popularisieren? Mit fatalen Floskeln ist Ball garantiert nicht n?herzukommen.
Was die Annotation zu der Publikation "Hugo Ball. Der magische Bischof der Avantgarde" bef?rchten l?sst, erf?llt das Buch dann doch nicht. Der Band ist, weitgehends, kein Band von Eingeweihten f?r Eingeweihte. Der Lyriker-Liebhaber und Spezialist Michael Braun hat als Herausgeber Autoren f?r die Ausgabe gewonnen, die weniger um Ihrer selbst Willen formulieren. Wichtig sind die Beitr?ge, die sich mit der Biographie von Hugo Ball und seiner Frau Emmy Hennings besch?ftigen. Das sind die f?r Jedermann ergiebigsten und wichtigsten Beitr?ge. Dass es, von Beitrag zu Beitrag, Wiederholungen gibt, liegt in der Natur der Sache biographischer Darstellungen und Bewertungen. Die Beitr?ge miteinander verglichen, ist zu verlangen: Lasst Frauen ?ber M?nner sprechen! B?rbel Reetz, die einzige Autorin der Ausgabe, erg?nzt nicht nur Aussagen zu Ball. Sie erweitert sie. Das Ball-Bild wird malerischer, also menschlicher, also pers?nlicher. Reetz strichelt nicht nur.
Einen Menschen verst?ndlich zu machen bedeutet, das Tun eines Menschen verst?ndlicher zu machen. Genau das ist die Absicht der Publikation "Hugo Ball. Der magische Bischof der Avantgarde". Also nicht vor dem ehrgeizigen Titel zur?ckschrecken! Es gibt genug Annehmbares in der Ausgabe, die berechtigterweise als posthume Festschrift anl?sslich des 125. Geburtstages am 22. Februar 2011 des philosophischen Poeten und poetischen Philosophen Hugo Ball bezeichnet werden kann.
Bernd Heimberger
28.02.2011