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Der Mythos "Stalin"

Josef Stalin (1878-1953) gilt neben Adolf Hitler als einer der größten und gefürchtetsten Massenmörder des 20. Jahrhunderts. Er ließ während seiner Zeit als Machtinhaber mehrere Millionen Menschen in der Sowjetunion töten. Auf dieser Grundlage ist es nun umso beängstigender, dass dieser Mann zu einem russischen Helden stilisiert wird. Damit aber die Wahrheit über den sowjetischen Politiker und Diktator nicht vergessen wird, hat sich der Ost-Experte Wolfgang Leonhard mit der Person, dem Mythos und dem dazugehörigen staatlichen Gebilde in seinem Buch "Anmerkungen über Stalin" auseinandergesetzt.

Leonhard geht bei seiner Analyse systematisch vor: Er zeigt, dass die Gefahr, die von Stalin ausging, anfangs nicht offensichtlich war. War dieser doch gegenüber Wladimir Iljitsch Lenin und Leo Trotzki stets schüchtern und zurückhaltend, vielleicht um andere zu täuschen und zu einem späteren Zeitpunkt seine Pläne durchzusetzen. Leonhard zeichnet nach und nach das Leben eines Mannes nach, der die vollständige politische Macht bündelte und somit ein Regime des Terrors und der Unterdrückung durchsetzte. Eindrucksvoll und zugleich erschreckend ist dies an der so genannten "Großen Säuberung" zu erkennen, in deren Verlauf innerhalb von nur zwei Jahren Millionen von Menschen weggesperrt oder sogar getötet wurden.

Leonhard benötigt zur Rekonstruktion von Stalins Leben nicht allzu viele Worte. Stattdessen sind alle relevanten Fakten über den Menschen und seine Politik mit der Klarheit der Sprache der einfachen Bevölkerung zusammengefasst. Er verzichtet auf allzu komplexe Satzkonstruktionen und komplizierte Wörter, die erst einer Definition bedürften. Auf erschreckend klare Weise kristallisiert sich so das wahre Wesen des Diktators heraus. Anfangs wirkt das Buch ein wenig langatmig, doch je mehr Macht Stalin im Laufe seines Lebens erhält, umso mehr reißt die Biographie den Leser mit. Man kann nur hoffen, dass der Mythos Stalin zukünftig durchschaut wird, sodass sein wahrer Charakter zum Vorschein kommt, den uns Leonhard hier offen legt.

Susann Fleischer
20.04.2009

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