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Nibelungenlied zum UNESCO-Weltdokumenterbe ernannt

Das UNESCO-Programm "Memory of the World" nimmt das Nibelungenlied in sein Register des Weltdokumentenerbes auf. Die vor Jahrhunderten verfasste Dichtung wird als eines der bedeutendsten Heldenepen des europäischen Raumes angesehen und ist vergleichbar mit der griechischen Troja-Sage. Die drei wichtigsten und am vollständigsten erhaltenen Handschriften listet das UNESCO-Register. Diese werden in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, in der Bibliothek des Klosters St. Gallen in der Schweiz und in der Landesbibliothek in Karlsruhe aufbewahrt, wo die älteste der im 13. Jahrhundert verfassten Schriften, die Handschrift C, liegt.

Das Nibelungenlied ist der elfte deutsche Beitrag, der im "Memory of the World"-Register verzeichnet wird. Dieses beinhaltet viele bedeutende und wertvolle Dokumente aus aller Welt. Darunter sind auch Manuskripte von Goethe aus allen Abschnitten seines Lebens, die nicht nur Einblicke in seine künstlerischen, sondern auch in seine philosophischen und intellektuellen Horizonte geben und die ganze klassische Ära Deutschlands repräsentieren. Das eigentliche Ziel ist es, dieses "Gedächtnis der Menschheit" zu digitalisieren und der Öffentlichkeit im Internet zur Verfügung zu stellen.

Das Heldenepos von den Nibelungen handelt vom Drachentöter Siegfried und seiner Liebe zur burgundischen Königstochter Kriemhild, deren Heirat, Siegfrieds Tod und der Rache Kriemhilds, die den Untergang des burgundischen Reiches besiegelt. Die erste Verschriftlichung durch einen unbekannten Schreiber entstand um 1200 und wurde vom Passauer Bischof Wolfger von Erla in Auftrag gegeben. Der Sieg der Hunnen über das burgundische Volk dient der größtenteils auf mündlicher Überlieferung basierenden und aus rund 2400 Strophen bestehenden Dichtung als historischer Hintergrund.

Die Heldensage geriet im 16. Jahrhundert in Vergessenheit und wurde erst im Jahre 1755 wiederentdeckt. Nachdem das Nibelungenlied im 19. Jahrhundert große Bedeutung erlangt hatte, komponierte Richard Wagner seinen "Ring des Nibelungen". Außerdem wurde das Nibelungenlied mehrmals verfilmt. Schon im März 2008 war das Epos für das "Memory of the World"-Register vorgeschlagen worden. Am 30. Juli diesen Jahres wurde es nun vom Internationalen Komitee und dem UNESCO-Generaldirektor endgültig als UNESCO-Weltdokumenterbe anerkannt.

Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch-Neuhochdeutsch.
Übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse
Reclam Verlag, Ditzingen
1040 S., EUR 9,90
ISBN: 978-3-15-050644-8

Hermann Reichert (Hg.): Das Nibelungenlied. Text und Einführung
de Gruyter Verlag, Berlin
549 S., EUR 29,95
ISBN: 978-3-11-018423-5

Alexander Smirnow
10.08.2009

 
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