Glossen & Berichte

Internationaler Tag der Pressefreiheit 2009 – Wenn Wahrheit tötet

"Journalisten in der Schusslinie" lautete das Thema des diesjährigen Internationalen Tages der Pressefreiheit am 03. Mai. Tatsächlich finden sich Auslandsreporter, in Zeiten der Terrorgefahr und brodelnder Konflikte in den verschiedensten Teilen der Welt, schnell zwischen Kugelhagel und Bombenfeuer wieder. Doch auch die inländischen Journalisten in China, Kuba oder Eritrea sehen sich in der "Schusslinie", wird ihnen nach Enthüllungsreportagen doch oftmals mit Haftstrafen oder gar dem Tod gedroht. So wurden in den vergangenen zehn Jahren an die 400 Journalisten ermordet (Quelle dpa).

Um auf die Notwendigkeit der Presse- und Meinungsfreiheit weltweit hinzuweisen, riefen die UNESCO und die Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) im Jahr 1994 den Internationalen Tag der Pressefreiheit ins Leben.

Die RoG bringt außerdem jährlich eine Liste heraus, auf der verschiedene Staaten nach dem Grad der Gewährleistung der Pressefreiheit aufgelistet werden. Platz eins teilen sich gleich drei Länder: Island, Norwegen und Luxemburg. Diese dürfen sich gelobt fühlen – gelten sie doch als Nationen, in denen die freie Meinung und Presse gewahrt werden. Schwarze Schafe muss man nach der Liste der RoG jedoch die Länder Iran, China, Vietnam, Kuba, Birma, Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea nennen. Hier müssen inländische und ausländische Journalisten um ihre Freiheit und ihr Leben fürchten.

In den Ländern, die die Pressefreiheit nicht achten, könnten Journalisten kaum frei arbeiten, stetig müssten sie um das eigene und das Leben ihrer Familien bangen, klärt die RoG auf. Und das nur, weil sie die Wahrheit schreiben. Diese ist den Diktaturen, die in diesen Ländern herrschen, jedoch unbequem, wollen sie doch lieber ihre "eigene Wahrheit" in den Meinungsmedien, wie Zeitungen, Internetmagazinen und Rundfunk, verbreitet sehen. Dies ist wohl als Propaganda zu bezeichnen und hat somit überhaupt nichts mit freier Meinungsbildung oder freier Presse zu tun.

Doch nicht nur inländische Journalisten werden in den eben genannten Staaten bedrängt, auch ausländische Journalisten werden bei ihrer Arbeit behindert und sehen sich oftmals gezwungen, im Geheimen zu recherchieren. Dabei stehen ihnen die einheimischen Pressevertreter, sogenannte "Stringer", oft als Ortskundige zur Seite, die über die nötigen Kontakte verfügen.

Wie gefährlich Journalisten zum Teil leben und arbeiten, zeigen folgende Zahlen: Im vergangenen Jahr wurden 70 Journalisten ermordet, allein in diesem Jahr sind es bisher 18 (Quelle dpa). Doch war und ist ihre Arbeit nicht vergebens. So betonte der UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura in seinem Bericht zum Internationalen Tag der Pressefreiheit, dass Journalisten zu mehr Toleranz und Frieden beitragen würden, da sie Wissen über andere Kulturen, Religionen und Völker vermitteln und so Vorurteile oder traditionelle Klischees widerlegen.

Dass es die Journalisten aber auch in Deutschland nicht immer leicht haben, zeigt das Ranking der RoG ebenfalls: Deutschland rutschte vor ein paar Jahren vom 18. Platz auf Platz 23 ab, nun belegt es Platz 20. Gerade in der Diskussion um Online-Durchsuchungen im Zuge der Terrorgefahr, bangen die Journalisten hierzulande um ihre Freiheit. Fällt es doch schon jetzt immer schwerer, die Anonymität eines Informanten zu bewahren. Doch Meinungs- und Pressefreiheit sei die Grundlage der Demokratie, erinnert der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen Volker Beck. Seine Kollegen von der SPD, Monika Griefahn und Christoph Pries, mahnen ebenfalls an, die Bedeutung der Meinungs- und Pressefreiheit nicht zu unterschätzen.

Neben Aktionen der Presseclubs in Deutschland und des RoG in Berlin gab es am 3. Mai einen Festakt in Doha, der Hauptstadt Katars. Bei der Feier zum Tag der Pressefreiheit wurde auch der Guillermo-Cano-Preis verliehen. Dieser Preis wurde im Gedenken an den ermordeten kolumbianischen Journalisten ins Leben gerufen. Posthum wurde der Guillermo-Cano-Preis am Sonntag dem Journalisten Lasantha Wickrematunge zugesprochen, der Sri-Lanker wurde im Januar 2009 angeschossen und erlag kurz darauf seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. Wickrematunge hatte in seiner Heimat die englischsprachige Zeitung "The Sunday Leader" gegründet, er wurde bekannt durch seine Politartikel, die die Korruptionen des Staatsapparates offenlegten.

Maria Merten
04.05.2009

 
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