Glossen & Berichte
Literatur und Fernsehen - unvereinbar und untrennbar?
Es ist keine Untertreibung, wenn man behauptet, daß kulturelle Themen
und Sendungen im Fernsehprogramm so gut wie keine Rolle spielen. Das
Privatfernsehen konzentriert sich auf quotenbringende Massenware und
die öffentlich-rechtliche Konkurrenz von ARD und ZDF schiebt trotz
ihres Bildungsauftrages Kulturmagazine meistens auf unattraktive
Sendeplätze nach zehn Uhr abends ab. Zum Glück fangen Spartensender wie
ARTE oder 3sat das Interesse des kulturell interessierten
Fernsehzuschauers wieder auf. Nur selten gelangen auch Sendungen mit
literarischem Inhalt stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit -
zumeist mit bekannten Zugpferden wie dem Literaturkritiker Marcel
Reich-Ranicki oder Elke Heidenreich.
Welche Gelegenheit haben aber Autoren selbst, sich mit ihren eigenen
Werken direkt an den literarisch interessierten Fernsehzuschauer zu
wenden? Auch da sind die Chancen eher gering, denn das Augenmerk der
Programmmacher liegt auf den bekannten und etablierten Namen. Kein
Geringerer als Günter Grass bekam in der Premiere der neuen
Literatursendung der ARD – moderiert von Ulrich Wickert – die
Möglichkeit, ausführlich seine Jugenderinnerungen vorzustellen und aus
ihnen zu lesen. Junge oder neue Autoren bleiben da mit ihren
ambitionierten Erstlingswerken leider außen vor.
Ein neues literarisches TV-Projekt könnte da Abhilfe leisten: Seit
Anfang November 2006 haben sich die Redakteure des Deutschen
Literaturfernsehens (www.deutsches-literaturfernsehen.de) das
anspruchsvolle Ziel gesetzt, die literarische Vielfalt und
Schöpfungskraft neuer, ehrgeiziger Autoren im Filmclip zu präsentieren.
Genutzt wird dabei die Technik des Internets: Nicht das Fernsehgerät
ist das Empfangsgerät, sondern der Computer-Bildschirm und der
Internet-Browser – eine zukunftsweisende Kommunikationsmöglichkeit. So
wird jedem an Literatur interessiertem Internet-Surfer die Chance
gegeben, sich auf dieser optisch ansprechenden Homepage über die Bücher
der dort vorgestellten Autoren zu informieren und dabei per Video dem
Autor bei einer Lesung zuzuschauen und zuzuhören. Daher wird dem noch
unbekannten Autor ein Gesicht und eine Stimme verliehen, was auch den
vorgetragenen Texten – gleich, ob nun Gedichte oder Prosa – eine
besondere Note verleiht und ihre Wirkung noch unterstreicht.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Marketing-Effekt für den Autor:
durch die zur Zeit sehr hohe Popularität einer Filmpräsentation im
Internet ergeben sich neue Chancen der Selbstvermarktung auf dem Weg
zum erfolgreichen Schriftsteller. Durch immer schnellere Datenleitungen
und Kommunikationswege wird dieser Trend auch nicht abebben, sondern
sich dauerhaft etablieren. Es ist eine lobenswerte Idee des Deutschen
Literaturfernsehens, durch eine innovative Online-Technik literarische
Neuentdeckungen in Bild und Ton zu präsentieren und der Öffentlichkeit
vorzustellen.
Die Ixlibris-Redaktion
Weitere Informationen zum Programm des Deutschen Literaturfernsehens finden Sie auf der Homepage www.deutsches-literaturfernsehen.de.