Buch des Monats Februar 2015

Freiheit , Gleichheit und Gerechtigkeit

Charleston, South Carolina, 1803: Die gerade elf Jahre alt gewordene Sarah Grimké erhält von ihren Eltern zum Geburtstag eine eigene Sklavin. Die gleichaltrige Hetty, genannt Handful, wird ihr auf der Geburtstagsfeier mit einer Schleife um den Hals präsentiert. Die aufmüpfige Tochter reicher Plantagenbesitzer lehnt dieses "Geschenk" ab, doch ihre Mutter will Handful nicht zurücknehmen, so dass die junge Sklavin fortan vor Sarahs Zimmertür auf dem Boden schlafen muss, um ihr stets zu Diensten zu sein. Sarah will jedoch von Handful als Sklavin nichts wissen und sucht nach einer Lösung, wie sie ihr die Freiheit schenken kann - ganz so, wie sie es Handfuls Mutter versprochen hat.

Sarah, die sich für ihr Leben gern in der Bibliothek ihres Vater herumtreibt und es ungerecht findet, dass ihre Brüder eine bessere Schulbildung erhalten als sie und ihre Schwestern, sieht nur eine Möglichkeit, wie sie Handful am ehesten die Freiheit schenken kann: Sie bringt ihr verbotenerweise das Lesen und Schreiben bei.

Fortan kämpfen die beiden Mädchen und später Frauen einen ähnlichen und doch so unterschiedlichen Kampf: Sarah kämpft um Gleichberechtigung und die Möglichkeit, ihr Leben als Frau selbst bestimmen zu dürfen; Handful kämpft gegen die Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten, die ihr als Sklavin widerfahren. So unterschiedlich die Ausgangssituation der beiden, so ähnlich ihr Ziel: Freiheit und Gleichberechtigung. Handful bringt die Unterschiede zwischen ihr und ihrer Herrin auf den Punkt, wenn sie zu ihr sagt: "Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir ist es umgekehrt."

Der neue Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Sue Monk Kidd, die in ihrer Heimat schon seit Jahren als Erfolgsautorin gilt ("Die Bienenhüterin", "Die Meerfrau"), basiert auf wahren Begebenheiten und Persönlichkeiten. Sarah Grimké kämpfte in den Jahrzehnten vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Angelina um die Abschaffung der Sklaverei und die Rechte der Frauen. Die historisch belegten Fakten hat Sue Monk Kidd mit Fiktion ausgeschmückt und entstanden ist ein bewegender Roman über zwei Frauen, die gegen alle Widerstände für ihre Überzeugung und ihren Traum kämpfen.

Die ungekürzte Lesung von "Die Erfindung der Flügel" erstreckt sich über 13,5 Stunden und wird von Bibiana Beglau (Handful) und Inka Friedrich (Sarah) gesprochen. Die Erzählung, die im Wechsel mal aus Sicht der Sklavin, mal aus der der reichen Gutsbesitzertochter stattfindet, gewinnt durch die beiden unterschiedlichen Stimmen an Authentizität. Bibiana Beglau und Inka Friedrich machen es dem Hörer leicht, sich in die beiden Charaktere hineinzuversetzen, und haben einen hohen Wiedererkennungswert zu bieten.

Sabine Mahnel 
09.02.2015

 
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Das Buch:

Sue Monk Kidd: Die Erfindung der Flügel. Aus dem Amerikanischen von Astrid Mania

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Sprecher: Inka Friedrich, Bibiana Beglau
München: Der Hörverlag 2015
Spieldauer: 815 Min., € 19,99
ISBN: 978-3-8445-1728-6

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