Buch des Monats - Juli 2009

Gefährliche Kinder-Spiele

Marlene hat ihren ursprünglichen Job als Biologin in einem Labor an den Nagel gehängt und einen Seniorenservice in Berlin eröffnet. Sie hilft ihren Kunden mit Einkäufen, Behördengängen und vergisst dabei nicht, ab und zu auch den ein oder anderen Kaffeeklatsch mit ihren Kunden zu halten. Sie steht den alten Menschen, denen sie behilflich ist, auch menschlich sehr nahe und ist deshalb umso erschütterter, als sie am Silvesterabend die Leiche einer toten Frau in der Wohnung einer Kundin findet.

Bei der Leiche handelt es sich um die Tochter ihrer Stammkundin Heidrun Momberg. Zunächst scheint es keinerlei Hinweise auf Tatmotive zu geben, denn die Tote, Dagmar Momberg, war eine geschätzte, umsichtige und liebenswerte Frau, die als Erzieherin von den ihr anvertrauten Kindern geliebt wurde. Doch schon bald drängt sich der Verdacht auf, dass Dagmar Mombergs Tod in Verbindung mit dem Fall des kleinen Leon steht, der einige Tage zuvor im Grunewald entführt wurde und zum Zeitpunkt der Entführung unter Dagmars Obhut stand.

Arnold Claussen, ein pensionierter Kripokommissar, verfolgt beide Fälle und kontaktiert Marlene. Aufgrund einer Schussverletzung hat Claussen vor einigen Jahren sein Augenlicht verloren und engagiert Marlene, um ihm bei seinen Nachforschungen behilflich zu sein. Auch wenn sie zunächst nicht sehr angetan ist von seinen Methoden, lässt sie der Fall einfach nicht los - bis sie sich letztendlich selbst in tödliche Gefahr begibt.

Sabine Kornbichler hat mit ihrem neuesten spannungsgeladenen Roman wieder ein typisches Möchte-ich-nicht-aus-der-Hand-legen-Buch abgeliefert. Wie auch schon in ihren vorhergehenden Romanen legt sie weniger Wert auf spektakuläre und komplizierte Verbrechen und Handlungsstränge, die viele außergewöhnliche Wendungen nehmen, sondern richtet vielmehr ihr Augenmerk auf die psychologischen Hintergründe und die Menschen, die hinter den Verbrechen stehen. Die von ihr gezeichneten Personen weisen allesamt eine Tiefe auf, die es für den Leser einfach macht, sie zu verstehen, mit ihnen zu sympathisieren oder sie zu verachten. Natürlich fehlt auch die obligatorische Liebesgeschichte nicht: Marlene verliebt sich ausgerechnet an dem Abend, an dem sie die Leiche findet, in Max, einen Freund ihres Bruders.

Mit "Das Richterspiel" sorgt Sabine Kornbichler nicht nur zum wiederholten Male für perfekte Unterhaltung, sondern spricht außerdem das heikle und immer aktuelle Thema der Kindesmisshandlung und deren Folgen an, die die Opfer meist ein Leben lang verfolgen und nicht nur diese quälen, sondern auch eine Bedrohung für die Gesellschaft sein können.

Sabine Mahnel
06.07.2009

 
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Das Buch:

Sabine Kornbichler: Das Richterspiel

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München: Knaur Verlag 2009
428 S., € 16,95
ISBN: 978-3-426-66361-5

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