Buch des Monats Juli 2016

Ein Lesevergnügen, das man so schnell garantiert nicht vergessen wird

Die Burg, in der Raphael Ignatius Phoenix die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens verbracht hat, ist elegant, stilecht und dunkel - genau wie ihr Bewohner. Ihre gemeinsame Zeit wird aber bald enden, denn Raphael hat beschlossen, sich an seinem Geburtstag, dem 1. Januar 2000, umzubringen. 100 Jahre sind genug, findet er. Seinen Abgang hat er ganz genau geplant: Er will in seinem Rohrsessel in der Kuppel sitzen, ein Glas Wein in der Hand, den Blick zum Himmel richten und dann die Tablette schlucken. Eineinhalb Gran Strychnin, eineinhalb Gran Arsen, ein halbes Gran Zyankali und ein halbes Gran zerstoßene Brechwurz sollten ausreichen, ihn innerhalb weniger Augenblicke in den Himmel oder direkt in die Hölle zu schicken. Bis dahin sind es noch zehn Tage.

Um nicht tatenlos rumzusitzen, beschließt Raphael den längsten, fulminantesten und tadellosesten Abschiedsbrief aller Zeiten zu schreiben. Und nebenbei gesteht er zehn Morde, die ihm unter anderem mit Hilfe eines Halloween-Kürbisses, der Reißleine eines Heißluftballons und eines Erdbeer-Sahnehörnchens unterlaufen sind. Sein letztes Geständnis hält Raphael allerdings nicht auf Papier fest (das wäre zu gewöhnlich), sondern auf den Wänden der Burg. Während er den Filzstift schwingt und das Kerzenwachs ihm von der Stirn auf die Nase tropft, erinnert sich Raphael an zahlreiche Begebenheiten und Begegnungen. Er war Rockstar, stand als Butler im Dienste einer Lordschaft, hat selbst noch im höheren Alter Freude an den Damen und noch vieles, vieles mehr ...

Unterhaltung, die so gut ist, dass es einen definitiv von den Socken haut - Paul Sussman gelingt mit "Das letzte Geständnis des Raphael Ignatius Phoenix" eines der großen Lesehighlights dieses Jahres. Solch ein Juwel gehört unbedingt in jedes Bücherregal. Man darf es sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Man liest die ersten Sätze und verliert sich vollkommen in der Story. Der britische Autor sorgt für große Begeisterung bei seinen Lesern. Er schreibt seine Bücher mit jeder Menge Humor und noch mehr Emotionen. Es ist schier unglaublich, was für ein begnadeter Geschichtenerzähler er ist (bzw. war). Sussmans Tod ist ein großer Verlust für die Literaturwelt. Er will uns fehlen! Und mit ihm seine Romane. Diese bedeutet Lesegenuss pur.

Was für ein herrliches Lesevergnügen! "Das letzte Geständnis des Raphael Ignatius Phoenix" ist der beste Lesespaß der Welt. Paul Sussman schafft mit seinen Worten Literatur, die alles andere glatt in den Schatten stellt - sogar die Werke aus der Feder eines Guillaume Musso. Was man hier in die Hand bekommt, ist alles, aber ganz sicher keine nullachtfünfzehn-Lektüre.

Susann Fleischer 
04.07.2016

 
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Das Buch:

Paul Sussman: Das letzte Geständnis des Raphael Ignatius Phoenix. Aus dem Englischen von Michaela Grabinger

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München: Droemer Verlag 2016 432 S., € 14,99 ISBN: 978-3-426-30439-6

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