Buch des Monats Januar 2022

Und wenn man die Zeit doch zurückdrehen könnte?

Es ist kein gutes Jahr für Thomas Quinn. Die Arbeit an seinem zweiten Roman ist mehr als nur ins Stocken geraten. Mit den Auftragswerken, die er zum Überleben braucht, ist er hoffnungslos im Verzug. Seine Frau Imogen sieht er nur über Video-Chat, weil sie für ein Forschungsprojekt auf den Osterinseln ist. Ihre gemeinsame Wohnung verwahrlost, Thomas selbst auch. Eines Tages ist da auf dem Anrufbeantworter die Stimme seines vor Jahren verstorbenen Vaters und es erreicht ihn ein rätselhafter Brief von seinem verschollenen Freund Andrew Black, einem Schriftstellergenie. Plötzlich meint Thomas, immer wieder Maurice Umber zu sehen, den Bösewicht aus Blacks Kultroman. Überhaupt kommt es ihm allmählich vor, als ließen sich Realität und Fiktion nicht mehr trennen.

Je mehr Tage vergehen, umso mehr droht Thomas den Verstand zu verlieren. Er weiß nicht mehr, was Wirklichkeit ist und was nur von seinem Gehirn erdacht. Die Grenzen verschwimmen immer stärker. Und Thomas mit diesen. Er sieht nur einen Ausweg: Er muss endlich auf Andrew Blacks Briefe antworten, sich mit dem Schriftstellergenius treffen und sich der eigenen Wahrheit stellen. Dass dieses Vorhaben Thomas gefährlich nahe an einen (psychischen) Abgrund bringt, davon ahnt der Autor noch nichts. Er sieht in der Begegnung mit Black die einzige Chance auf einen Ausweg aus seiner Situation, sowie aus seiner schöpferischen Krise. Thomas befindet sich an einem Wendepunkt in seinem Leben. Er steht vor der schwierigen Entscheidung, wie es für ein weitergehen soll ...

Unterhaltung mit noch nie dagewesenem "Wow!"-Effekt - Steven Hall schreibt Literatur, die sämtliche Genregrenzen sprengt. Die Geschichten aus seiner Feder bringen einen zum Staunen, sogar schier zum Ausflippen. Was man mit "Maxwells Dämon" in die Hände kriegt, ist ein Geniestreich, der alles andere definitiv in den Schatten stellt. Mit nichts zu vergleichen, was in den letzten Jahren erschienen ist. Aus der Masse der Neuerscheinungen 2021 sticht das vorliegende Buch wohltuend heraus. Es ist überraschend, herrlich anders und sehr, sehr besonders: kurzum: ein Phänomen! Das schreit geradezu nach den bedeutendsten Literaturpreisen unserer Zeit. Der britische Autor erweist sich als Ausnahmetalent. Sein schriftstellerisches Können haut einen glatt um. Chapeau!

Die Romane von Steven Hall suchen ihresgleichen auf dem internationalen Literaturmarkt. Deren Lektüre versetzt den Leser in eine Art Trance, in einem Zustand irgendwo zwischen Wachen und Träumen. "Maxwells Dämon" ist so genial geschrieben, da verschlägt es einem nicht nur den Atem, sondern sogar die Sprache. Hier erfährt man Erzählkunst auf höchstem Niveau. Absolut grandios vom ersten bis zum letzten Satz! Es gibt (fast) nichts Genialeres im Bücherregal!

Susann Fleischer 
03.01.2022

 
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Das Buch:

Steven Hall: Maxwells Dämon. Aus dem Englischen von Stephan Kleiner

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Berlin: Berlin Verlag 2021 384 S., € 26,00 ISBN: 978-3-8270-1422-1

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