Wissenschaften

Die Stadt im Wandel von über fünf Jahrtausenden

St?dte sind der Motor der menschlichen Zivilisation. Seitdem Menschen immer mehr in die Metropolen der Welt dr?ngen und dort beheimatet sind, dreht sich die Welt um ein Vielfaches schneller als zuvor. Dass hier sowohl das eine das andere bedingt als auch umgekehrt, muss wohl nicht weiter ausgef?hrt werden. Wie kam es aber im Laufe der Geschichte dazu, dass St?dte und insbesondere die gigantischen Metropolen diese bedeutende Stellung einnehmen und immer st?rker als Magneten auf die Menschen wirken konnten? John Julius Norwich liefert mit seinem eindrucksvollen Werk "Bedeutende St?dte der Geschichte - Von Uruk bis Shanghai" sowohl Antworten auf diese und ?hnliche Fragen als auch ein buntes Kompendium ?ber die einflussreichsten St?dte in der Geschichte der Menschheit. 

Norwich fungiert als Herausgeber f?r das vorliegende Buch und zeichnet sich f?r das Vorwort und einige weitere Kapitel verantwortlich. Die Mehrheit der Kapitel allerdings ist von verschiedensten Autoren verfasst worden; ?ber 50 renommierte Historiker und Schriftsteller haben ihren Beitrag f?r das Gesamtwerk geleistet. Norwich selbst ist ein britischer Aristokrat, der sich in den vergangenen Jahrzehnten als sehr flei?iger Autor historischer Schriften hervorgetan hat. Mit seinen zahlreichen Dokumentationen in der BBC ist Norwich eine sehr pr?sente und bekannte Pers?nlichkeit der britischen Fernsehlandschaft, quasi der Guido Knopp des Empire. Der Bassermann Verlag hat das im vergangenen Jahr unter dem Titel "The Great Cities in History" im englischen Original erschienene Werk ins Deutsche ?bersetzt und dieser Tage herausgebracht. 

Norwich ordnet die ausgew?hlten St?dte in f?nf zeitlich aufeinanderfolgende Epochen ein: die Alte Welt, das erste nachchristliche Jahrtausend, das Mittelalter, die fr?he Moderne und die Moderne. Dabei sind die einzelnen, zwischen zwei und sieben Seiten umfassenden Kapitel ein Kondensat aus bisweilen mehrere Jahrhunderte andauernden Epochen, die der jeweiligen Metropole ihre Bedeutung zur jeweiligen Zeit und f?r die Geschichte der Menschheit zuordnen. In insgesamt 70 Kapiteln ber?hrt Norwich alle Flecken des Globus, jeder Kontinent ist mindestens einmal vertreten. Naturgem?? wird den europ?ischen St?dten, den Metropolen der Alten Welt, der meiste Platz einger?umt: Rom, London, Paris und Konstantinopel/Istanbul werden jeweils sogar zwei Kapitel gewidmet, ein Indiz f?r die exponierte Stellung und Langlebigkeit dieser ganz besonderen St?dte. 

Norwich gibt im Vorwort unumwunden zu, dass die Auswahl der St?dte eine gro?e Herausforderung f?r ihn dargestellt hatte. Die geringere oder gr??ere Bedeutung einer Stadt ist immer auch der Perspektive des Betrachters geschuldet. Ob bei einem deutschen Autor mit L?beck und Berlin ebenfalls nur zwei deutsche St?dte ihren Weg in das Buch gefunden h?tten, bleibt dahin gestellt. Dennoch l?sst sich unumwunden feststellen, dass Norwich eine sehr repr?sentative und den gesamten Globus umfassende Selektion gelungen ist, die f?r den hiesigen europ?ischen Leser durchaus horizonterweiternd ist: Denn wer wei? schon um die Bedeutung Timbuktus im Herzen Afrikas, als hierzulande die Pest w?tete? Wer kann Mero? als die K?nigsstadt der Nubier benennen, w?hrend in unseren Breiten ein Cheruskerf?rst den r?mischen Legionen ein Schnippchen schlug? 

Das vorliegende Buch stillt neben dem geschichtlichen Bed?rfnis auch die Lust, zwischen zwei Buchdeckeln die Welt zu erkunden. Dar?ber hinaus ist das Buch auch ein Pl?doyer f?r Weltoffenheit, da es so herrlich illustriert ist, dass Sch?nheit und Gr??e nicht auf bestimmte Gegenden in der Welt beschr?nkt sind. Wer ein schlagkr?ftiges Argument daf?r sucht, dem sei das Kapitel ?ber Angkor, die Tempelstadt der Khmer, empfohlen. Dort wird dem Leser deutlich, dass in einem der heute ?rmsten L?nder der Welt, n?mlich Kambodscha, vor knapp tausend Jahren eine der sch?nsten Tempelanlangen erbaut und mit einem der technisch hochwertigsten Bew?sserungssystem versehen wurde. 

Die reichlich bebilderten Kapitel laden den Leser ein zum St?bern und zum Vor- und Zur?ckbl?ttern. Eine stringente Leserichtung empfiehlt sich nicht, stattdessen sollte man seinem Drang stattgeben, auf dem Zeitstrahl der Geschichte hin- und herspringen zu d?rfen. 

Christoph Mahnel 
01.11.2010

 
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Das Buch:

John Julius Norwich (Hg.): Bedeutende Städte der Geschichte - Von Uruk bis Shanghai

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München: Bassermann Verlag 2010
304 S., € 29,95
ISBN: 978-3-8094-8024-2

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