Belletristik:

Sachbuch:

Magazin:

Hörbücher

Ein Krimi wie eine rasante Achterbahnfahrt

Über zu viel Arbeit kann sich Joachim Vernau - sehr zu seinem Leidwesen - nicht beschweren. Eher im Gegenteil: Der Anwalt dreht seit geraumer Zeit Däumchen und der Schuldenberg wird höher und höher. Doch eines Tages steht ein interessanter "Fall" vor seiner Tür. Eine polnische Anwältin braucht unbedingt Vernaus Hilfe. Sie ist auf der Suche nach einer gewissen Marie-Luise, die sich als Vernaus Ex-Partnerin entpuppt. Die beiden haben sich vor vielen Jahren eine Kanzlei geteilt, aber inzwischen gehen sie getrennte Wege. Als Vernau erfährt, was Zuzanna Makowska zu ihm führt, steht für ihn fest, dass er dringend etwas unternehmen muss. Marie-Luise und deren Freund Jacek wird Mord vorgeworfen. Sie sollen einen gewissen Horst Schwerdtfeger auf einem Friedhof brutal niedergeschlagen haben.

Vernau hegt (berechtigte) Zweifel, dass seine Freunde zu solch einer Tat fähig sind, und beginnt umgehend zu ermitteln. Wie sich schon bald herausstellt, war das Opfer der uneheliche Sohn von Helmfried Hagen und damit Erbe eines immensen Vermögens, denn der alte Hagen war mit einer "Heckenscherenprinzessin" aus der Camerer-Dynastie verheiratet gewesen. Der Fall gestaltet sich als geradezu unlösbar - außer für Vernau, der schließlich auf eine heiße Spur stößt. Verlorene Briefe und vergessenes Leid ziehen ihn immer weiter hinein in den Strudel der Ereignisse des Jahres 1945: Flucht und Vertreibung, Ende und Neuanfang. Damals kreuzten sich die Schicksale von Tätern und Opfern und Entsetzliches geschah. Es zeigt sich, dass die Dämonen der Vergangenheit niemals ruhen ...

Joachim Vernau ist auf dem direkten Weg, als Ermittler Kult zu werden - seine Fälle jedenfalls sind es schon längst. Elisabeth Herrmann macht in ihren Romanen den Nervenkitzel geradezu spürbar. "Versunkene Gräber" jedenfalls gehört zu den besten Krimis, die die deutsche Literatur derzeit zu bieten hat. Dieser Roman kommt aber erst als Hörbuch so richtig zur Geltung. Der deutsche Schauspieler Max Hopp liefert hier wahrlich eine Meisterleistung ab. Mehr als vierzehn Stunden lang fesselt er mit seiner Lesung den Zuhörer vor dem Lautsprecher und lässt ihn kaum mehr zu Atem kommen. Das versteht man unter gutgemachter Unterhaltung, für die man glatt einen Mord begehen könnte. Dank des vorliegenden Hörbuches steht einer schlaflosen Nacht nichts mehr im Wege.

Die Krimis von Elisabeth Herrmann sind wie eine tickende Zeitbombe, die die Nerven in Fetzen zu reißen vermag. "Versunkene Gräber" ist nicht nur ermittlungstechnisch gesehen ein absoluter Volltreffer - insbesondere dank Sprecher Max Hopp. Seine Stimme fängt die Spannung perfekt ein und sorgt beim Zuhörer für einen Gänsehautmoment nach dem nächsten. Einfach der absolute Wahnsinn!

Susann Fleischer
06.01.2014

Diese Rezension bookmarken:

Social Bookmarking