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Vom Ende aller Tage

Die Psychotherapeutin Gabrielle Fox bekommt mit der 16-j?hrigen Bethany Krall einen harten Brocken vorgesetzt. Bethanys vormalige Therapeutin Joy McConey hatte den Fall abgegeben, nachdem sie sichtlich am Ende ihrer Kr?fte angelangt war. Gabrielle dagegen ist gerade wieder auf dem aufsteigenden Ast: Nach einem schweren Unfall, bei dem ihr Geliebter und ihr ungeborenes Baby ums Leben kamen und seit dem sie selbst im Rollstuhl sitzt, versucht sie mit ihrer neuen Anstellung im Oxsmith Adolescent Secure Psychiatric Hospital wieder beruflich und im Leben Fu? zu fassen.

Bethany hatte ihre Mutter bestialisch zugerichtet und ermordet. Gleich in den ersten Gespr?chen mit ihr wird Gabrielle klar, dass Bethany eine ganz besondere Patientin sein wird. Kann Bethany tats?chlich Naturkatastrophen vorhersagen oder diese sogar ausl?sen? Eine Flutwelle in Brasilien mit der Zerst?rung der Christus-Statue in Rio de Janeiro war von Bethany ebenso angek?ndigt worden wie kurze Zeit sp?ter ein schweres Erdbeben in Istanbul. Als Bethany dann gar von einer epischen Katastrophe spricht, von der vor allem England betroffen sein wird, schrillen bei Gabrielle alle Alarmglocken und die Geschichte nimmt rasant Fahrt auf.

Die britische Schriftstellerin Liz Jensen hat mit "Endzeit" einen apokalyptischen Katastrophenthriller vorgelegt, der in den kommenden Wochen und Monaten garantiert noch von sich reden machen wird. Die Handlung spielt in London und an diversen Schaupl?tzen in England und ist in einer Zeit nach 2012 angesiedelt. Doch trotz dieser Verlagerung in die Zukunft hat die vorliegende Geschichte einen brisanten und hochaktuellen Bezug. Glauben doch schlie?lich dieser Tage nicht wenige, dass die gro?e Anh?ufung von Erdbeben, Tsunamis und sonstigen Naturkatastrophen kein Zufall sein kann, sondern vielmehr Vorbote einer ungleich gr??eren Katastrophe, die eines Tages ?ber die Menschheit hereinbrechen wird.

In der vorliegenden H?rbuchausgabe stiehlt die ehemalige Tatort-Kommissarin Andrea Sawatzki sowohl den Protagonisten als auch der Autorin die Show. H?rbuchfreunden insbesondere aus ihren Sprecherrollen als Emmi in "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" bekannt, liefert die rothaarige Schauspielerin in "Endzeit" eine grandiose Vorstellung ab. Sie legt Bethany quasi den Wahnsinn direkt in die Stimme und sorgt somit allein durch ihre Lesung f?r G?nsehaut-Atmosph?re beim Leser.

Auch wenn die Rezipienten sich gerade im Schlussabschnitt ein wenig an Frank Sch?tzings "Der Schwarm" erinnert f?hlen werden, hat Liz Jensen mit "Endzeit" gewiss ein Buch geschaffen, das f?r viele unkonventionell und bis dato einzigartig r?berkommt. Gr?nde daf?r gibt es zahlreiche: Da ist zum einen der religi?se Wahn in Bethanys Familie, der ?bel und Ursache von Bethanys Leiden ist, zum anderen fasziniert Bethanys Entr?ckung in Form eines trance?hnlichen Zustandes, den sie durch dosierte Gaben von elektrischem Strom einnimmt und w?hrenddessen sie ihre schrecklichen Vorhersagen trifft.

"Endzeit" nimmt nach einer gespr?chsintensiven und von Techtelmechteln gepr?gten ersten H?lfte ein enormes Tempo auf. Actiongeladen begeben sich Gabrielle, Bethany und einige Wissenschaftler auf die Suche nach der Quelle der bevorstehenden Katastrophe. Da st?rt irgendwann selbst das permanente Selbstmitleid Gabrielles nicht mehr, weil der H?rer bereits zu sehr in den Bann der Geschichte genommen worden ist. "Endzeit" ist sowohl gute und spannende Unterhaltung als auch ein nachdenklich stimmendes Werk, insbesondere in den Tagen nach der Katastrophe von Fukushima. Selbst kritische H?rer sehen da gerne ?ber einige Schw?chen im Aufbau der Geschichte hinweg, die man in einer Vielzahl anderer Werke garantiert nicht so ohne weiteres verziehen h?tte.

Christoph Mahnel
16.05.2011

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