Hörbücher

Ein alles überstrahlendes Juwel der Hörspielkunst

Die Welt des Schweizer Ingenieurs Walter Faber wird durch eine unwahrscheinliche Kette von Zufällen erschüttert: Auf seinen Reisen trifft er eine junge Frau, in die er sich verliebt. Und bald beginnt er zu ahnen, dass sie seine eigene Tochter sein könnte. Aus dieser ungeheuren Konstellation erwächst die wichtigste und mit Sinn gefüllteste Zeit seines restlichen Lebens. Es beginnt mit einem Flug nach Venezuela. Sein Sitznachbar ist Herbert Hencke, der sich als Bruder von Fabers Studienfreund Joachim erweist. Joachim Hencke heiratete einst Fabers Jugendliebe Hanna, nachdem diese sich von Faber getrennt hatte. Faber entschließt sich, Herbert auf der Suche nach dessen Bruder zu begleiten; findet diesen erhängt auf seiner Plantage. Faber kehrt in die Heimat zurück, diesmal allerdings an Bord eines Schiffes.

Ebenfalls auf dem Weg nach Europa ist Elisabeth. Faber verliebt sich in die junge Frau, die ihn an seine Jugendliebe Hanna erinnert. Beständig sucht er ihre Nähe. Nach ihrem Abschied in Paris besucht Faber, obwohl nicht an Kunst interessiert, wiederholt den Louvre, bis er Sabeth endlich wieder begegnet. Er begleitet sie auf der Heimreise nach Athen zu ihrer Mutter. Die gemeinsame Fahrt wird zur romantischen Bildungsreise durch Südfrankreich, Italien und Griechenland. In Avignon sind beide durch das Erlebnis einer Mondfinsternis so überwältigt, dass sie die Nacht miteinander verbringen. Sie kommen sich näher, viel zu nahe. Denn schon bald wird die Ahnung zur Gewissheit: Sabeth ist Hannas Tochter. Aber das hindert Faber nicht, um Sabeth zu werben. Er will sie zu seiner Frau machen, ungeachtet der Folgen.

Die inzestuöse Liebesgeschichte zwischen Faber und Sabeth wendet sich, als Sabeth an einem Strand von einer Schlange gebissen wird, vor dem zu Hilfe eilenden nackten Faber zurückweicht, rücklings über eine Böschung fällt und mit dem Hinterkopf aufschlägt. Mit der bewusstlosen Sabeth im Arm gelangt Faber nach Athen, trifft dort auf Hanna und erfährt schließlich, dass Sabeth seine Tochter ist. Nach der Injektion eines Serums gegen Schlangengift ist Elisabeth auf dem Weg der Besserung. Doch der Schein trügt. Der Urlaub nimmt einen tragischen Lauf. Und Faber wird von seiner Vergangenheit erbarmungslos eingeholt. Eine kaum wieder gutzumachende Schuld lastet schwer auf Faber ...

Unterhaltung, die sämtliche Grenzen, außerdem mit zahlreichen Tabus (durch)bricht - "Homo faber" aus der Feder von Max Frisch zeugt von Erzählkunst auf höchstem Niveau. Es gehört zu den wichtigsten und meistgelesenen Romanen des 20. Jahrhunderts. Es geht um Themen wie: Konflikt zwischen persönlicher Identität und sozialer Rolle, Bestimmung des Daseins durch Zufall oder Schicksal, Gegensatz von Technik zu Natur und Mythos, misslungene Beziehung zwischen den Geschlechtern und das verfehlte Leben. Die vorliegende Audiofassung, veröffentlicht durch den Hörverlag, ist so unfassbar gut, dass es einem den Atem, sogar die Sprache verschlägt. Hut ab vor dem Sprecherensemble! Matthias Brandt, Eva Mattes, ... beeindrucken mit ihrer Lesung, und zwar ab der ersten Spielsekunde. Das geht definitiv nicht besser!

Die Hörspielinszenierung von Max Frischs "Homo faber" verdient das Prädikat: künstlerisch und auch literarisch besonders wertvoll! Was man hier auf die Ohren kriegt, übertrifft (fast) alles unter den Neuerscheinungen dieses Jahres. Sprecher wie Matthias Brandt, Eva Mattes, Paula Beer und viele weitere liefern eine absolute Meisterleistung am Mikrofon ab. Ihnen zu lauschen ist, als lausche man einem Kinofilm in brillantester Qualität. Absolut grandios!

Susann Fleischer
01.10.2018

 
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Das Buch:

Max Frisch: Homo faber

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Sprecher: Matthias Brandt, Eva Mattes, Paula Beer, Ueli Jäggi, Valery Tscheplanowa, Sascha Nathan
München: Der Hörverlag 2018
Spielzeit: 431 Min., € 29,00
ISBN: 978-3-8445-2976-0

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