Bildbände

Drei Städte, drei Kontinente, drei Kulturen

Robert Lebeck hat bereits in seiner Jugend harte Zeiten durchmachen müssen: Er musste als 15-Jähriger während des Zweiten Weltkrieges an die Ostfront und geriet in Kriegsgefangenschaft. Doch ließ er sich von den Kriegserfahrungen nicht entmutigen, sondern machte nach seiner Freilassung das Abitur nach, studierte anschließend und brachte sich die Fotografie autodidaktisch bei. Dies war nicht nur eine Leidenschaft, sondern ermöglichte ihm, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen: Er arbeitete unter anderem für "Kristall" und "Stern", reiste um die Welt und bannte Momentaufnahmen der Zeitgeschichte auf Papier. So war er auch in Tokyo, Moskau und Leopoldville. Die dort gemachten Fotos - es sind über 250 - sind in einer Ausstellung in Hamburg zu sehen. Die Bilder erschienen nun als dreibändige Bücherbox im Steidl Verlag, wodurch sich jeder Fotografie-Fan die Bilder nach Hause holen kann.

Robert Lebeck besuchte innerhalb weniger Jahre die drei Großstädte, die einerseits grundverschieden sind und sich doch so ähneln. Der Fotograf erlebte Anfang der 60er Jahre Tokyo, Moskau und Leopoldville in einer Umbruchphase. So wurden 1960 17 Staaten südlich der Sahara von den Kolonialmächten in die Unabhängigkeit entlassen. Währenddessen wurde in Russland die Ära Stalin beendet und Tokyo bewegte sich in einer Welt zwischen Tradition und Moderne. Lebeck ist es in seinen Bildern gelungen, diese Umbruchsphasen festzuhalten. Er bewegt sich dabei geschickt zwischen Schnappschüssen und scheinbar inszenierten Aufnahmen. Dabei stehen die Menschen im Vordergrund, die in einer jeweiligen Stadt leben und sie zu dem machen, was sie ist. Berühmte Bauten verschwimmen dabei scheinbar nebensächlich im Hintergrund. Auffällig ist, dass alle Generationen auftreten, von Neugeborenen über Heranwachsende bis zu Großeltern. Diese zeigen den ihnen eigenen Charme. Alle Fotos sind in schwarz-weiß gehalten, wodurch eine ganz eigentümliche Stimmung beim Betrachter ausgelöst wird.

Die drei Bände zeigen eine andere Welt, eine, die sich nicht der (Medien-)Öffentlichkeit zeigt. Lebeck fing mit seinem Fotoapparat einzigartige Momente ein, die nachhaltig prägen. Der Rezipient erhält umfangreiche Einblicke in Nationen, ohne jemals in einer dieser Städte gewesen zu sein. Lebeck bewegt sich auf einem künstlerisch sehr hohen Niveau, das den Preis von 65,00 Euro für die Bücherbox berechtigt. Für jene, die sich für Fotografie begeistern und/oder für eine der Städte, lohnt sich die Anschaffung auf alle Fälle. Es sind Bücher zum Verweilen und zum Sich-Hineinträumen in die fremden Orte, Kulturen, Zeiten.

Susann Fleischer
20.04.2009

 
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Das Buch:

Robert Lebeck: Tokyo – Moscow – Leopoldville

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Göttingen: Steidl Verlag 2008
576 S., € 65,00
ISBN: 978-3-86521-527-7

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