Romane

Wie eine junge Frau aus Kiew loszog , in Moskau ihr Glück zu suchen

Die Sowjetunion in den 1980er Jahren: Immer den eigenen Weg gehen. Die allgemeine Ordnung in Frage stellen. Allen Autoritäten Widerstand leisten. Die junge Elephantina hält sich an ihre eigenen Gebote - vor allem an das, sich niemals zu verlieben. Schließlich macht die Liebe aus uns allen Trottel. Dumm nur, wenn das Herz sich nichts vorschreiben lässt. Ehe es sich das Mädchen versieht, gehört auch sie zu den Liebesidioten. Von Sehnsucht nach dem freien Künstlerdasein gepackt, folgt sie ihrem Idol in die Katakomben Moskaus. Der rotgesichtige Dichterguru Andrjuscha, ein Mann in den besten Jahren, ist prominenter Kopf der Avantgarde. Er hat sie die "neue Achmatowa" genannt. Schnell ist das provinzielle Kiew vergessen, ebenso die öde Kunstschule.

Durch Bahnhöfe, Theatergarderoben und Museen von einer Schlafstatt zur nächsten irrend, findet die nonnenhaft gekleidete Nomadin eine Wohnung, die sie schon bald in eine Künstlerkolonie verwandelt. Dichterabende in überfüllten Studentenklubs mit Spitzeln in den hinteren Reihen, verbotene Kunstaktionen in Moskau und Umgebung, die Begegnung mit Allen Ginsberg, eine Vorladung beim KGB - all das ist nur die Kulisse, vor der sich die Geschichte einer ersten Liebe entfaltet. Auf der Suche nach dem Glück muss Elephantina so manche Enttäuschung hinnehmen. Aber es lohnt sich. Am Ende halten Liebesgott Amor und Schicksalsgöttin Fortuna für die mittlerweile junge Frau eine Überraschung bereit. Und diese hat es echt in sich ...

Julia Kissinas Romane sind das reinste Lesewunder. Diese stecken voller schönster Poesie - und außerdem glücklicher Lesemomente. Auch "Elephantinas Moskauer Jahre" zeugt von großer Erzählkunst. Hier erfährt man Literatur auf höchstem Niveau. Die Autorin schreibt so gut, dass man gar nicht mehr aufhören kann mit dem Lesen. Mit ihren Werken bekommt man Unterhaltung der Extraklasse in die Hand. Während der Lektüre versinkt man in einem Meer aus Tränen. Denn mehr Emotionen als hier findet man nirgends. Kissina schafft mit ihren Worten fesselndes Gefühlskino vom ersten bis zum letzten Satz. Und sie sorgt für große Lesebegeisterung bei jedem! Noch Stunden, nachdem das vorliegende Buch längst weggelegt ist, hat man ein breites Grinsen im Gesicht.

"Elephantinas Moskauer Jahre" sprudelt regelrecht über vor Fabulierlust. Julia Kissina ist eine Geschichtenerzählerin von Weltklasse. Ihre Bücher stellen einfach alles in den Schatten. Ihr neuestes liest sich, als hätten es Wladimir Kaminer und Schriftstellerlegende Vladimir Nabokov ("Lolita") es geschrieben. Eine éducation sentimentale in kräftigen Farben, episodenreich und voller Temperament und Gelächter.

Susann Fleischer
20.06.2016

 
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Das Buch:

Julia Kissina: Elephantinas Moskauer Jahre. Aus dem Russischen von Ingolf Hoppmann und Olga Kouvchinnikova

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Berlin: Suhrkamp Verlag 2016
240 S., € 22,95
ISBN: 978-3-518-42532-9

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