Romane

Eine scharfe Satire auf den Politzirkus

London, Sommer 2017: In wenigen Tagen stimmt das britische Volk darüber ab, ob das Land seine Mitgliedschaft in der Europäischen Union fortsetzt oder nicht. Diese Entscheidung, so berichten die Medien, wird weitreichende Folgen haben. Kein Wunder, dass Befürworter und Gegner sich erbittert bekriegen. Doch das Referendum ist nicht das einzige "Ereignis", dass die Insel während des Septembers in Atem hält. So ist in der Zeitung des Weiteren zu lesen, dass ein junger Enthüllungsjournalist in den Straßen der englischen Hauptstadt tot aufgefunden wurde. Eigentlich ist das kaum eine Meldung wert. Würde nicht kurze Zeit später eine weitere Leiche, ohne Kopf und Hände, ans Themseufer gespült werden. Während die Polizei im Dunkeln tappt, stürzt sich die Presse auf den Fall.

Auf dem ersten Blick scheint zwischen den beiden Toten keinerlei Verbindung zu bestehen. Aber wer ein wenig nachforscht, sieht sich schon bald mit einer Verschwörung, die selbst für Machiavelli zu gewagt wäre, konfrontiert. Im tiefsten Herzen der britischen Regierung verbirgt sich ein schockierendes und gefährliches Geheimnis. Was niemand, unter gar keinen Umständen wissen darf: Der Premierminister stirbt kurz vor der Volksabstimmung an einem Schlaganfall. Sollte das publik werden, ist die (politische) Katastrophe perfekt. Eine zu allem entschlossene Gruppe schreckt nicht einmal vor zwei oder mehr Morden zurück, um genau dieses Geheimnis um jeden Preis unter Verschluss zu halten. Doch was tun, wenn Großbritanniens bekanntester Reporter Wind von der ganzen Sache kriegt?

Herrlich fieser Humor - Unterhaltung, wie man sie mit den Büchern von Andrew Marr in die Hand bekommt, ist von großer Seltenheit. "Der Premierminister" garantiert viele, viele Lesestunden fernab von jeglicher Langeweile. Und sogar noch mehr: Nach nur wenigen Seiten beginnt man zu verstehen, wie die Engländer wirklich ticken - und wie Politik wirklich gemacht wird. Mit diebischem Vergnügen zeigt Marr uns die Korridore der Macht in ihrer ganzen Verderbtheit. Während der Lektüre muss man mehr als einmal herzhaft lachen. Denn der Autor spart hier nicht mit Humor und ebenso wenig mit Spannung. Solch grandioser Lesegenuss haut einen glatt vom Hocker. Nicht einmal die Geschichten aus der Feder einer Ali Smith kämen dagegen an. Marr kann echt richtig, richtig gut schreiben.

Einen Roman wie "Der Premierminister" hat es in der Literaturwelt noch nicht gegeben. Umso größer ist beim Leser die Freude, dass ausgerechnet Andrew Marr diesen geschrieben hat. Ab der ersten Seite hält es einen kaum auf der Couch vor lauter Begeisterung über so viel und so amüsanten Lesespaß. Dieser ist schier grenzenlos. Da heißt es: Unbedingt das vorliegende Buch kaufen und lesen, lesen, lesen!

Susann Fleischer
11.01.2016

 
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Das Buch:

Andrew Marr: Der Premierminister. Aus dem Englischen von Henriette Zeltner

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München: Droemer Verlag 2015
352 S., € 14,99
ISBN: 978-3-426-30482-2

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