Romane
Scheherazade (El-Bahay) erzählt weiter ...
Fantasy trifft 1001 Nacht Teil 2 - mit "Flammenwüste. Der Gefährte des Drachen" ist Akram El-Bahay die fulminante Fortsetzung seines Debüts gelungen. Die Handlung wird fast genau am Ende der vorherigen Erzählung bzw. der dort gestellten Aufgaben wieder aufgenommen. In einigen kleinen Rückblenden werden dem Erstleser, der um den vorherigen Teil nicht weiß oder ihn nicht gelesen hat, kurz die notwendigen Informationen gegeben, um sich in der Geschichte zurecht zu finden und dann geht es auch schon los.
Man fiebert sofort wieder mit Anûr und seinen Weggefährten - Fis, Shalia, Meno, Masul und Hadukaba - mit und hofft, dass sie ihre Abenteuer unbeschadet überstehen werden. Diese Abenteuer trennen die Gefährten wieder von einander, da die Vielzahl der Aufgaben eine gemeinsame Erledigung nicht zulässt und doch arbeiten sie weiterhin zusammen, da man gemeinsam versucht, den bösen Magier Nyan zu besiegen.
Die sich immer weiter zuspitzende Handlung wird während der ersten Hälfte des Buches auch immer wieder von den aus dem ersten Teil bekannten und sehr geschätzten Erzählungen unterbrochen, die dem Leser das Gefühl vermitteln, immer noch einem Geschichtenerzählter zu lauschen und weiterhin dafür sorgen, die Welt der Tiefen Wüste lebhafter und nachvollziehbarer zu gestalten und erfahrbarer zu machen. Ungefähr ab der Mitte des zweiten Teils lässt El-Bahay dieses Stilmittel jedoch fallen, was jedoch, im positiven Sinne, der atemloser werdenden Erzählstruktur und dem sich mehr und mehr spannenden Handlungsbogen anzulasten ist. Hier ist einfach kein Platz mehr für solche Geschichten, zumal die Protagonisten kaum, um nicht zu sagen, keine Zeit mehr zum Verschnaufen bekommen.
Aber nicht nur diese Erzählungen und der atemraubende Spannungs- bzw. Handlungsbogen sind El-Bahay besonders gelungen, nein, auch einige der die Tiefe Wüste und die an sie angeschlossenen Welten bevölkernden Kreaturen sind wirklich fantastisch. Nach der wunderbaren Idee der Bibliothek der ungeschriebenen Bücher fragte ich mich schon, ob El-Bahay noch mal ein so toller Schachzug gelingen würde, und ja, dies ist der Fall. Die Herren der Worte und die endlich auftauchenden Ginnen runden die Geschichte wundervoll ab. Einziger gut zu schluckender Wermutstropfen ist, dass die Geschichte kein Ende findet, sondern sich der Leser gleich auf den nächsten Teil der Flammenwüste freuen kann.
Sven Zerbes
07.12.2015