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Ein Roman wie ein Film noir - voller Spannung , Sehnsucht und Geheimnis

Vor fünfzig Jahren lernte Jean seine große Liebe kennen. Dannie ist die Frau, mit der er für immer zusammen sein will. Die beiden treffen sich zum ersten Mal im Paris der 1960er Jahre. Schon damals, mit Anfang zwanzig, wirkt Jean wie aus der Zeit gefallen. Er interessiert sich für alte Dichter wie Rétif de La Bretonne und Tristan Corbière sowie für historische Figuren wie die 1794 durch die Guillotine enthauptete Marie-Anne Leroy, die Baronin Blanche oder Jeanne Duval, die Geliebte Baudelaires, über die er ein Buch schreiben möchte. Dannie hingegen hat so viele Namen wie Adressen, lebt mit falschen Papieren, empfängt ihre Briefe nur postlagernd und verkehrt mit der "Montparnasse-Bande", die sich im zwielichtigen Hotel Unic trifft und politische Kontakte nach Marokko unterhält.

Trotz der vage lauernden Gefahr werden der angehende Autor und die junge Frau ein Paar und verbringen einige glückliche Monate miteinander. Bis dann eines Tages Dannie von einem Tag auf den anderen spurlos verschwindet. Jean bekommt es mit der Polizei zu tun. Er wird von einem Kommissar Langlais verhört - als Zeuge in einem ungeklärten Todesfall. Was Jean plötzlich erfahren muss, ist eine ganz neue Geschichte von Dannie und den Männern von Montparnasse. Dieses Wissen verfolgt ihn mehr als ein halbes Jahrhundert, sogar bis in seine Träume hinein. Aber was ist die Wahrheit? Jean wird von Fragen gequält und von Zweifeln, ob Dannie ihn jemals wirklich geliebt hat. Er muss dieser Sache auf den Grund gehen. Egal, wie hoch der Preis sein mag. Er bezahlt ihn ...

Unterhaltung, für die man liebend gerne alles stehen und liegen lässt. Die Geschichten, die Patrick Modiano schreibt, bedeuten vor allem eins: ganz großes Gefühlskino! Einer der besten Schriftsteller unserer Zeit schreibt gegen das Vergessen an wie kein anderer. Aber nicht nur deshalb sind seine Romane etwas Besonderes: Sie zeugen, so auch "Gräser der Nacht", von hoher Erzählkunst. Ab dem ersten Satz nimmt die Story einen vollkommen gefangen. Man verliert sich ganz und gar in Modianos Worten und vergisst über dieses Lesevergnügen die Welt um sich herum. Der Träger des Nobelpreises für Literatur 2014 schafft hier ein Erlebnis von berauschender Wirkung. Seine Sprache erinnert an Poesie, die in das Herz dringt und es heftig zum Klopfen bringt. Einfach zum Seufzen schön!

Patrick Modiano ist eine unverwechselbare wie unvergleichliche Stimme der französischen (und internationalen) Literaturszene. Mit seinen Romanen setzt der Autor wahrlich Maßstäbe. Bei der Lektüre von "Gräser der Nacht" vergehen die Lesestunden wie im Flug - viel zu schnell. Kaum hat man das Buch aufgeschlagen, ist man schon auf der letzten Seite. Man hat am Schluss nur einen Wunsch: bitte unbedingt mehr von solch einem grandiosen Lesegenuss!

Susann Fleischer
12.01.2015

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