Romane

Alte Mythen und neuer Klatsch

Der Autorin Anette Gr?fe gelingt es mit ihrem Roman "Excalibur - Das Erbe" alten Mythen einer Frischzellenkur zu unterziehen. Gleichzeitig werden aktueller Klatsch und Tratsch als das eingef?hrt, was er f?r viele Personen mittlerweile geworden ist: der Stoff, aus dem neue Legenden entwachsen. Schon l?ngst haben die Geschichten von Prominenten und Adeligen die Sagenerz?hlungen an Lagerfeuern abgel?st.

Prinz Henry ist nicht gerade bester Laune. Statt zu einer Cluber?ffnung fahren und feiern zu k?nnen, hat ihn sein Onkel Andrew zu einem merkw?rdigen Treffen befohlen. Auch wenn Diskretion f?r ein Mitglied der englischen K?nigsfamilie nicht sonderlich neu ist, so ist Henry doch ?ber die Geheimhaltung verwundert. Der Ort, an dem er anlangt, k?nnte auch direkt einem James-Bond-Film entsprungen sein. Das weckt nat?rlich seine Neugier, die dann auch bald auf unglaubliche Art und Weise gestillt werden wird. Denn Henry muss nicht nur erfahren, dass das sagenumwobene Schwert Excalibur wirklich existiert, sondern zudem noch, dass ausgerechnet er, der bislang eher durch seinen Alkoholkonsum aufgefallen ist, der neue Schwerttr?ger ist.

Ein Bund von sogenannten Legaten besch?tzt das Schwert und sein Erbe schon seit Jahrhunderten. Aber ausgerechnet jetzt erw?chst eine gro?e Bedrohung und eine Verschw?rung entsteht in den eigenen Reihen. Kaum in den Orden eingef?hrt, muss Henry alles daran setzen, das Schwert und das K?nigreich zu sch?tzen. Unterst?tzung bekommt er dabei von der geheimnisvollen Frau Morgan Le Fay.

Geschickt verbindet Anette Gr?fe in ihrem Roman "Excalibur - Das Erbe" klassische Mythen mit modernen Mythenersatzst?cken. So kommen immer wieder alte Elemente der Artussage vor, zum Beispiel das Schwert Excalibur und Henrys Begleiterin Morgan Le Fay. Die vielen Anspielungen auf das aktuelle K?nigshaus - der Romanheld Prinz Henry ist unbezweifelbar Prinz Harry - erschaffen nicht nur eine historische Kontinuit?t britischer Herrscher, sondern zeigen auch auf, dass der Klatsch und Tratsch ?ber die Mitglieder der K?nigsh?user zu einem Mythenersatz geworden sind. Prinz Andrew und seine Ex-Frau Sarah haben unverhohlen ihren wahren Namen beibehalten, w?hrend Prinz Charles und sein Sohn William mit seiner frisch angetrauten Kate deutlich angedeutet werden. Die Mutterfigur im pers?nlichen Hintergrund des Helden ist dann auch unverkennbar Lady Di.

Nicht nur wird ein moderner Mythenfundus aufgebaut, sondern es wird, indem das K?nigshaus als Quelle daf?r gilt, auch deutlich, dass es der gro?e Traditionsbewahrer ist und damit immer auch Identit?t f?r ein ganzes Volk stiftet. Dass sich Excalibur in den H?nden der K?nigsfamilie befindet, ist nur das offensichtlichste Symbol daf?r. Das kann schnell zur Folklore geraten, da hier aber die Blaubl?ter als Bewahrer im tatkr?ftigen Sinne geschildert werden, wird deren Notwendigkeit klar gemacht.

Dabei ist der Roman keineswegs altmodisch oder verkl?rend, sondern enth?lt moderne Elemente, die mit Mythenstoffen vermischt sind. Das hat mehr was von Dan Brown als von klassischen Rittersagen. Da gibt es Motive wie aus einem James-Bond-Film, und auch Fantasy und eine gro?e Prise Humor tauchen auf. Die Intrigenspiele k?nnten aus einem Ritterroman stammen und einige Aspekte lassen unwillk?rlich auch an Harry Potter denken.

Excalibur war nat?rlich als Herrschaftsinsignie immer schon ein wichtiges und kr?ftiges Symbol, welches nur noch von einem anderen Aspekt der Artussage ?bertroffen worden ist: der heilige Gral. Und der spielt auch hier eine Rolle. Aber es wird nicht einfach nur Altes wieder aufgew?rmt, sondern immer sch?n dezent modernisiert. Etwa wenn Morgan Le Fay als Gothicbraut eingef?hrt wird. Der deutsche Mystiker Agrippa hat einen Pudel mit dem Namen Fisto, der nicht von ungef?hr an "Faust" erinnert ("Das also ist des Pudels Kern"). Der angenehm unangestrengte Stil der viele inhaltsreiche Wendungen voller Mystizismus und Technik zusammenbringt, erschafft also gleichzeitig eine kleine Reise durch die (Literatur-)Geschichte. Damit wird ein sehr weitl?ufiger Kreis geschlossen.

Anette Gr?fes Roman "Excalibur - Das Erbe" ist nicht nur ein wendungsreicher, spannender und mit Fantasy-Elementen aufgepeppter moderner Ritterroman ganz in der Tradition von Dan Brown, sondern auch wegen seiner vielen Anspielungen und Zitate eine Reise durch die Literaturgeschichte und alten wie neuen Mythen.

Jons Marek Schiemann
14.05.2012

 
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Das Buch:

Anette Gräfe: Excalibur - Das Erbe

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Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2012
250 S., € 21,80
ISBN: 978-3-8372-0954-9

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