Romane

Wenn die Hoffnung Berge versetzt

Die Salpetersiedlung Coya Sur in der Region Antofagasta, inmitten der chilenischen Atacama-W?ste, liegt in ihren letzten Atemz?gen. Ihre Schlie?ung ist unausweichlich und steht kurz bevor. Doch die Bewohner von Coya Sur scheinen von ganz anderen Sorgen umtrieben zu sein. Das Fu?ballspiel in wenigen Tagen gegen die verhassten Nachbarn aus Mar?a Elena konzentriert die Aufmerksamkeit von ganz Coya Sur auf sich. Wohl wissend, dass es das letzte Spiel in der Geschichte von Coya Sur sein wird, ist der ganze Ort davon besessen, dieses Aufeinandertreffen gegen den zumeist ?berm?chtigen Feind siegreich zu gestalten.

In der Woche vor dem gro?en Spiel erscheint einem Messias gleich ein Mann in Begleitung einer Frau in der Siedlung. Sogleich f?hrt er den staunenden Bewohnern Coya Surs seine Tricks mit dem runden Leder vor. Die M?glichkeit, nach einer Serie von schmachvollen und deutlichen Niederlagen die Mannschaft aus Mar?a Elena mit diesem "Traumkicker" endlich einmal besiegen zu k?nnen, scheint tats?chlich gegeben und versetzt ganz Coya Sur in einen Rausch der letzten Tage.

Der chilenische Autor Hern?n Rivera Letelier, Jahrgang 1950, wuchs selbst in einer Bergbau-Siedlung in der Atacama-W?ste auf und lebt auch heute noch mit seiner Familie in der Region, in der der vorliegende Roman spielt. Der Leser versp?rt ganz deutlich die Liebe des Autors zu seiner Heimat und den Menschen, die dort trotz der teilweise trostlosen Bedingungen ihre Lust am Leben zu keinem Zeitpunkt zu verlieren scheinen.

Schmachvoll sind die Bewohner von Coya Sur in den vergangenen Jahren stets von den Staubfressern, wie die Nachbarn aus Mar?a Elena genannt werden, gedem?tigt worden. Der anonyme Wir-Erz?hler f?hrt den Leser in den sieben Tagen vor dem gro?en letzten Spiel durch die Stra?en und die Tristesse von Coya Sur und l?sst einen erstaunt daran teilhaben, wie Menschen ohne eine Zukunftsaussicht ihr Leben meistern und vor allem noch m?chtig viel Spa? haben.

Letelier ist ein wunderbarer Erz?hler und Schaffer eindrucksvoller und nachhaltiger Charaktere. Mit Hilfe der gew?hlten Erz?hltechnik gelingt es ihm auf hervorragende Weise, den Leser mitten ins Geschehen der staubigen W?stengegend zu versetzen. Der anonyme Wir-Erz?hler fungiert als eine unaufdringliche Stimme aus dem Off, der man einfach folgen m?chte. Es erscheint unglaublich, wie es Letelier in einem kleinen B?chlein auf gerade einmal 200 Seiten schafft, dem Leser den ganzen Ort nahezubringen, so dass man das Gef?hl hat, fast alle Personen Coya Surs aufgrund der liebevollen Schilderungen zu kennen.

Obgleich Titel und Cover des Buches es einem suggerieren m?chten, ist f?r das vorliegende Buch keineswegs ein Interesse an Fu?ball von n?ten. Auch wenn ein bevorstehendes Fu?ballspiel im Mittelpunkt des Interesses steht, ist dies lediglich symbolisch als Rettungsanker zu verstehen, an dem sich die Hoffnungen der Perspektivlosen aus Coya Sur festhalten. "Der Traumkicker" ist einer der kleinen Sch?tze auf dem gro?en und weiten B?chermarkt, ?ber die man sich immer ganz besonders freut, wenn man sie denn tats?chlich zutage gef?rdert hat. Daher bleibt f?r dieses kleine Meisterwerk lediglich eine kurze und knappe, aber ganz klare Empfehlung, Aufforderung zum Kauf auszusprechen!

Christoph Mahnel
20.02.2012

 
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Das Buch:

Hernán Rivera Letelier: Der Traumkicker. Aus dem Spanischen von Svenja Becker

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Berlin: Insel Verlag 2012
207 S., € 17,95
ISBN: 978-3-458-17533-9

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