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Unterhaltung der Sonderklasse

Skandinaviens Ausnahmetalent Karl Ove Knausg?rd hat sich einer gro?er Herausforderung angenommen, als er mit dem Schreiben von "Sterben", dem ersten Roman eines sechsb?ndigen, autobiographisch angelegten literarischen Mammutprojektes, begonnen hat. Der Norweger bew?ltigt diese schwere Aufgabe mit nahezu meisterlicher Hand und beschert seinen Lesern ein unvergessliches Erlebnis, das sie in den kalten hohen Norden entf?hrt und das Leben so erz?hlt, wie es tats?chlich ist: schonungslos, radikal und trotzdem tiefber?hrend. Und dies ist erst der Auftakt, dem noch f?nf Romane folgen sollen. Es bleibt abzuwarten, ob diese an "Sterben" herankommen - h?chstwahrscheinlich ja, denn er beherrscht die Schreibkunst bis ins kleinste Detail.

Karl Ove hatte alles andere als eine leichte Kindheit und doch erinnert er sich auch sp?ter noch an gl?ckliche Momente, die er mit seinem ?lteren Bruder und dem Vater auf ewig teilt. Umso tiefer sitzt der Schock, als der inzwischen 30-j?hrige, verheiratete Mann eines Tages einen Anruf bekommt und sein Bruder ihm erz?hlt, dass der Vater friedlich in seinem Lieblingssessel eingeschlafen sei. F?r sie beide steht au?er Frage, dass sie vor der eigentlichen Beerdigung vom Familienoberhaupt Abschied nehmen wollen. Erst wenn sie dessen Leiche pers?nlich gesehen haben, k?nnen sie seinen Tod akzeptieren. Doch zuvor steht ihnen eine andere B?rde bevor: Sie m?ssen den Nachlass des Verstorbenen ordnen.

In all dem Chaos, der sich nun vor ihren F??en ausbreitet, bleibt trotzallem genug Zeit, den eigenen Gedanken nachzuh?ngen und in fr?here Jahre zur?ckzureisen. Und zu erinnern gibt es f?r sie beide jede Menge. Einstige Freunde, die erste gro?e Liebe, das Sammeln sexueller Erfahrungen und verloren geglaubte Tr?ume tauchen wieder an der Oberfl?che des Bewusstseins auf und lassen Karl Ove erkennen, worauf es wirklich im Leben ankommt: der Mut, dem Alltag zu entfliehen und seinem Dasein eine neue Wende zu geben - so wie es seinem Vater vor Jahren selbst gelang.

Karl Ove Knausg?rd gelingt mit "Sterben" eine kleine literarische Sensation, die einen schier zu erschlagen droht ob der Sprachkraft, die sich zwischen den Seiten verbirgt. Auch wenn das Cover denkbar schlicht daherkommt, so ist der Inhalt umso ?berw?ltigender. Dies mag insbesondere in der Tatsache begr?ndet sein, dass dieser Roman einer starken Inszenierung gleicht, das Leben und den Menschen betreffend, und trotzdem ?u?erst realit?tsnah bis zum Schluss bleibt. Sich von diesem Buch loszurei?en ist ein wahrer Kraftakt f?r den Leser, der von der Klarheit der Worte Knausg?rds einfach nicht genug bekommen kann.

Susann Fleischer
04.04.2011

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