Romane

Der Zauber des Kochens

Die Köchin Lillian hat sich bereits in jungen Jahren für das Kochen begeistert. Nachdem jedoch Lillians Vater der Familie den Rücken gekehrt hat, verfällt Lillians Mutter in Lethargie und interessiert sich nur noch für ihre Bücher. Sie nimmt weder ihre Tochter noch ihre Umwelt wahr. Um ihre Mutter aus dieser Situation herauszureißen, schließt Lillian ein Abkommen mit Gott ab: Wenn es ihr mit einem Essen gelingen sollte, ihre Mutter aus deren Lethargie zu reißen, wird sie Köchin werden und später ein eigenes Restaurant eröffnen. Sollte ihr Plan allerdings fehlschlagen, wird Lillian nie wieder ein Gericht kochen. Und so macht sich Lillian, mit dem Glauben an den Zauber des Essens, an diese scheinbar hoffnungslose Mission.

Jahre später: Lillian ist inzwischen Besitzerin eines erfolgreichen Restaurants und gibt in Kochkursen ihr kulinarisches Wissen weiter: Am neusten Kurs nehmen acht Kochlaien teil, die ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen. Da ist das Ehepaar Helen und Carl, das vor einiger Zeit eine Krise hinter sich brachte - Helen hatte Carl gestanden, dass sie eine Affäre hatte. Claire hingegen ist eine attraktive Frau, die sich in ihrer Rolle als Mutter verliert und sich selbst dabei fast aufgibt - bei dem Kochkurs findet sie zu sich selbst. Ihr Konterpart Antonia kann sich als "Hinzugezogene" nicht so recht mit dem Leben in den USA anfreunden. Sie mag Thanksgiving nicht sonderlich leiden und vermisst ihre italienische Heimat.

Tom nimmt an dem Kurs teil, um seiner verstorbenen Frau zu gedenken, die selbst als Köchin tätig war und einem Krebsleiden erlag. Und dann gibt es noch die tollpatschige Chloe, die zerstreute Isabelle und Ian, der eine Zuneigung zu Antonia entwickelt. So treffen sich die Kursteilnehmer jeden zweiten Montag im Monat, um zu lernen, wie die perfekte Pasta gelingt, ein cremiger Kuchen schmecken muss und ein etwas anderes Thanksgiving-Essen zubereitet wird. Neben dem Ausflug in Lillians Küche wird der Rezipient auf eine Reise in das Leben jeder dieser Personen mitgenommen und erfährt so intime Details und spannende Geheimnisse.

Erica Bauermeisters "Das Liebesmenü" ist ein Roman über das Leben unterschiedlicher Menschen, die durch ihre fehlenden Kochkünste zusammengeführt werden. Mit einer sanften Sprache, die durch eine Leidenschaft zum guten Essen geprägt ist, wird man als Leser in das Seelenleben aller Figuren geführt, um so ihre Trauer, ihre Sehnsucht oder ihre Leidenschaft besser verstehen zu können. Man taucht in die Welt des Romans hinab und ist leider viel zu schnell am Ende des Buches angelangt. Da wünscht man sich, dass es sich um ein sieben- oder achtgängiges Lese-Menü handelt, um so den Moment des Endes hinauszuschieben. Denn dieser Roman macht Appetit auf mehr.

Susann Fleischer
20.07.2009

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Erica Bauermeister: Das Liebesmenü. Aus dem Amerikanischen von Andrea Brandl

CMS_IMGTITLE[1]

München: Page & Turner Verlag 2009
288 S., € 14,95
ISBN: 978-3-442-20345-1

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.