Romane

Die tollste Wohlfühllektüre, seit es Frauenromane gibt

Als Landärztin braust Janne durch die schwäbische Provinz und hat für alle und alles ein offenes Ohr. Weit weniger gut ist sie darin, sich um sich selbst zu kümmern. Aber die Wunden der Vergangenheit sitzen tief. Und wer stellt sich schon gerne den eigenen Dämonen? Janne jedenfalls (noch) nicht. Bis sie dem charmanten und etwas kauzigen Leon Bloomdale begegnet, dem charmantesten Engländer seit James Bond. Wobei er eindeutig die Lizenz zum Viel-Unsinn-Reden hat. Soweit so gut. Sogar sehr gut. Doch die Freude über ihre Bekanntschaft hält bei Janne nur kurz. Sie ist dem Mann mit dem Roger-Moore-Lächeln schon einmal begegnet. Bei einem Vorstellungsgespräch. Damals hat der Psychologe ihr eine posttraumatische Belastungsstörung attestiert. Womit er letztlich ins Schwarze traf.

Das Problem: Um das zu erkennen, müsste Janne sich den Schatten ihrer Kindheit stellen. Erinnerungen, die sie erfolgreich verdrängt hat. So wie jene Nacht, als die Mutter sie und den Bruder mit zum Sternegucken nehmen wollte. Jannes Unzulänglichkeiten halten Leon nicht davon ab, das Herz seiner Angebeteten im Sturm zu erobern. Er ist für sie da, wenn es mal wieder etwas schwieriger ist in Jannes Leben; also (fast) jeden Tag. Janne ist nämlich mit einer Mutter mit bipolarer Störung geschlagen. Sie ist schwer manisch-depressiv, so dass Janne stets, sobald ihre Mutter sie braucht, alles stehen und liegen lässt und zu ihr eilt. So, zwischen neuer Liebe und altem Schmerz taucht Janne immer tiefer ein in das Dunkel dieser Vergangenheit, versucht herauszufinden, was damals geschah ...

(Frauen-)Literatur, die ab dem ersten Satz jede größte, aber auch kleinste Laus von der Leber vertreibt - von den Romanen einer Eva Pantleon kann man nicht anders, als richtig gute Laune zu bekommen. Diese sind wie ein Regenbogen nach einem Regenschauer, oder wie die feste, warme Umarmung eines geliebten Menschen. Beim Lesen von "Ein Stern macht noch keinen Himmel" lächelt man noch breiter als ein Honigkuchenpferd. Denn hier erfährt man amüsante, witzig-spritzige Unterhaltung weit entfernt von jeglicher Langeweile. Ein besseres, wirksameres Antidepressivum findet man in keinem Bücherregal. Die deutsche Autorin schreibt ihre Romane mit Humor, aber auch Tiefgang. Diese zu lesen, gleicht einer besonders wilden Achterbahnfahrt der Emotionen. Man wünscht sich, dass diese niemals endet.

Eva Pantleons Geschichten sind schönstes, betörendstes Glück zwischen zwei Buchdeckeln. Von deren Lektüre wird einem ganz schwindelig. Und das Herz hüpft hoch und höher. "Ein Stern macht noch keinen Himmel" sorgt für ein angenehmes Kribbeln vom Scheitel bis zur Sohle. Nach nur wenigen Sätzen ist man schockverliebt; nicht nur in Pantleons wunderbaren Schreibstil, sondern auch und vor allem in Protagonistin Janne. Jemanden wie sie wünscht man sich als Ärztin, und noch mehr als Freundin.

Susann Fleischer 
25.04.2022

 
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Das Buch:

Eva Pantleon: Ein Stern macht noch keinen Himmel

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Hamburg: Rowohlt Polaris 2022 448 S., € 16,00 ISBN: 978-3-499-00392-9

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