Romane

Eine Geschichte, mit viel Feingefühl und Menschlichkeit erzählt, trotzdem durchdrungen von Hoffnung

Violette Toussaint arbeitete einst als Schrankenwärterin. Nun ist sie Anfang 50 und Friedhofswärterin in einem kleinen Ort in Burgund. Sie lebt, nachdem ihr Mann sie verlassen hat, allein und zurückgezogen, hat jedoch stets ein offenes Ohr für die Trauernden und Besucher des Friedhofs. Mit dem gleichförmigen Leben hat sie sich arrangiert. Sie ist auf ihre Weise zufrieden damit, scheint nicht mehr viel zu erwarten. Dann klopft eines Tages ein Kommissar aus Marseille an ihre Tür, mit einem ungewöhnlichen Anliegen: Seine Mutter ist gestorben und möchte neben einem Mann beerdigt werden, den Julien nicht kennt. Er fragt sich, was seine Mutter ihm im Laufe ihres Lebens verschwiegen hat und kann anhand ihres Tagebuches recherchieren.

Juliens Geschichte weckt Violettes Interesse, und bald verbringen sie immer mehr Zeit miteinander, während das Tagebuch von Juliens Mutter eine anrührende Liebesgeschichte preisgibt. Violette jedoch trauert selbst um einen geliebten Menschen und hat Angst, Julien ihr Herz zu öffnen. Bei der Vorbereitungen der Beerdigung von Juliens Mutter werden Erinnerungen an ihre Tochter wach. Léo und nicht Ehemann Philippe war Violettes einzig wahre Liebe. Mit ihrem Tod starb auch Violette ein Stück weit. Violette möchte nur noch vergessen, aber Julien lässt sie nicht. Er ermittelt die Wohnadresse von Philippe. Und plötzlich brechen alte, aber längst nicht richtig verheilte Wunden wieder auf. Schafft sie es, noch einmal neu anzufangen?

Unterhaltung, die dem Leser das Herz bricht - mit "Unter den hundertjährigen Linden" gelingt Valérie Perrin ein tragisch-komisches Lesevergnügen voller Leichtigkeit, aber auch Melancholie. Im Bücherregal gibt es kein schöneres, kein überwältigenderes Geschenk. Einfach nur zum Verlieben! Die französische Autorin ist ein unfassbares Glück für die Literatur, und die Geschichten aus ihrer Feder sind Meisterwerke der Emotionen. Genuss pur! Ihre neue bedeutet Gefühlskino, das einen ganz freuden-, regelrecht glückstaumelnd macht; und zwar gleich ab der ersten Seite, sogar dem ersten Satz. Nach dem letzten Wort ist einem so schwindelig wie selten sonst im Leben, fühlt sich aber auch geborgen, wie die Umarmung eines guten Freundes. Seufz!

Valérie Perrin schreibt Literatur fürs Herz. Ihre Romane sind pures Glück zwischen zwei Buchdeckeln. "Unter den hundertjährigen Linden" ist eine sehr berührende Wohlfühllektüre. Kaum aufgeschlagen, weint man die ersten Tränen, fühlt sich aber zugleich hoffnungsfroh gestimmt. Die Story zeugt von großem schriftstellerischem Können. Eines der schönsten, poetischsten, außerdem wertvollsten Bücher der letzten Jahre!

Susann Fleischer 
06.07.2020

 
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Das Buch:

Valérie Perrin: Unter den hundertjährigen Linden. Aus dem Französischen von Katja Hald und Elsbeth Ranke

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München: Knaur Verlag 2019 512 S., € 19,99 ISBN: 978-3-426-22693-3

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