Romane

Ein Überraschungshit unter den Neuerscheinungen der Bücherfrühlings 2019

Rafik, Sohn jüdischer Einwanderer aus der einstigen Sowjetunion, ist verzweifelt auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, ohne diesen zu finden. Er studiert Informatik, schmachtet seit Jahren die hübsche Rebekka an und muss sich jeden Tag mit Mutter und Baba Soja auseinandersetzen. Etwas muss sich ändern. Am besten noch gestern statt erst übermorgen. Also beschließt Rafik, jeden Mittwoch für ein paar Stunden ehrenamtlich in einem Hospiz zu arbeiten. Mutter und Großmutter halten nichts von dieser Idee. Seit dem Tod seines Vaters in Tschernobyl ist in der Familie Shulman das Thema "Sterben" etwas, über das man nicht spricht. So war es jedenfalls, bis er die todkranke, aber ungeheuer lebenslustige Charlotte kennenlernt. Die beiden freunden sich an.

Charlotte zeigt Rafik nur zu deutlich, dass es ziemlich zwecklos ist, Angst vor dem Tod zu haben. Irgendwann segnet jeder früher oder später das Zeitliche. Dafür braucht es keinen atomaren Super-GAU oder Krebs; ein unachtsamer Moment im Straßenverkehr reicht schon aus. Und laut Statistik passieren die meisten Unfälle zu Hause. Bei ihren Begegnungen lässt Rafik sich von Charlottes Lebensfreude anstecken. Doch ist diese leider nicht von langer Dauer. Da hilft auch kein Besuch in einer Synagoge oder Treffen mit dem besten Freund. Rafik hat nur eine Chance, dem Trübsalblasen zu entkommen: Er muss die Trauer um seinen Vater endlich überwinden. Was aber, wenn alles, woran er immer geglaubt ist, in Wahrheit eine Lüge ist? Da ist guter Rat plötzlich teuer ...

Ein Buch über den Tod, in dem aber ganz viel Leben steckt - "Sterben für Anfänger oder Rafik Shulmans erstaunliche Reise ins Leben" gehört zu den interessantesten, grandiosesten, überraschendsten Leseerlebnissen in jedem Bücherregal. Alexandra Friedmann gelingt Lesespaß der höchst amüsanten Sorte. Während der Lektüre ihrer Romane haut es einen mehr als einmal glatt um. Man plumpst sogar von der Couch. Denn diese bedeuten ein Vergnügen, das alles ist, aber definitiv nicht nullachtfünfzehn. Ab der ersten Seite kann man nicht anders, als noch breiter als ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Die deutsche Autorin macht insbesondere Frauen glücklich, und zwar mit Literatur voller Witz, Weisheit, Wehmut und Charme. Was sie schreibt, toppt (fast) alles!

Alexandra Friedmann schreibt Geschichten, die Herz und Zwerchfell über alle Maßen bewegen. In diesen stecken nämlich Emotionen bis zum letzten Satz, ebenso wie spritzigster Humor; kurzum: ein Vergnügen der ungewöhnlicheren, herrlichsten Sorte. "Sterben für Anfänger oder Rafik Shulmans erstaunliche Reise ins Leben" ist Unterhaltung zum Lachen, zum Weinen, einfach zum Niederknien schön. Hier erfährt man Erzählkunst auf höchstem Niveau. Dieser zu widerstehen, ist absolut unmöglich. Das vorliegende Buch leuchtet von innen heraus. Und es spendet Trost, vor allem in traurigeren Stunden.

Susann Fleischer 
23.04.2019

 
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Das Buch:

Alexandra Friedmann: Sterben für Anfänger oder Rafik Shulmans erstaunliche Reise ins Leben

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München: btb Verlag 2019 320 S., € 20,00 ISBN: 978-3-442-75822-7

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