Romane

Ein Klassiker der Weltliteratur in der besonders schönen Manesse-Bibliothek-Ausgabe , ein Geschenk definitiv nicht nur für Bücherliebhaber

Der herausgebende Verlag schreibt zu "Utopia", dem berühmten Vorläufer von "1984" und "Schöne neue Welt": Wohlstand und leichte Arbeit für alle, Partnerschaften ohne Konflikte und Kultur von Kindesbeinen an - so muss sie aussehen, die beste aller möglichen Welten. Nie wieder wurde über das Zusammenleben in einer Gesellschaft so menschenfreundlich fantasiert wie in "Utopia" ("Nichtort"). Dabei konnte der Kontrast im 16. Jahrhundert, geprägt durch soziale Missstände, Konflikte und Kriminalität, kaum größer sein. Thomas Morus´ Schilderung einer Reise zum Hort purer Harmonie war vor diesem Hintergrund auch nicht durchwegs ernst gemeint. Vielmehr kippt "Utopia" häufig ins Ironische, was den Roman zu einer ebenso anregenden wie sympathischen Lektüre macht.

Zur Handlung: Die Utopier leben in der Idealsten aller Gesellschaftsformen. Erwachsene gehen eine monogame Ehe ein. Es herrscht eine patriarchalische Hierarchie, die Älteren bestimmen über die Jüngeren. Die Gemeinschaft ist klosterähnlich organisiert mit Gemeinschaftsküchen und gemeinsamen Speisungen. Privateigentum existiert nicht, jeder bekommt unentgeltlich von der Gemeinschaft produzierte Güter für den persönlichen Bedarf zugeteilt. Männer und Frauen arbeiten sechs Stunden am Tag, in dem Handwerk, für das sie sich einst entschieden haben. Für Kinder besteht Schulpflicht. Besonders Begabte erhalten eine wissenschaftliche oder künstlerische Ausbildung. Die wissenschaftlichen Vorlesungen sind öffentlich, sie zu besuchen ist die beliebteste Freizeitgestaltung der Utopier.

In der säkular organisierten Gemeinschaft herrscht religiöse Toleranz. Der Staat ist eine Republik. Jede Stadt wird von einem Senat regiert, der sich aus Wahlbeamten auf Zeit zusammensetzt. Das Stadtoberhaupt ist auf Lebenszeit gewählt; entwickelt es tyrannische Züge, kann es abgesetzt werden. Geldverkehr kennen die Utopier nicht. Sie sollen aber durch eine Überproduktion an Gütern vieles davon anhäufen und dafür verwenden, Söldnerheere zu unterhalten oder Handel zu betreiben. Städte dürfen nur eine bestimmte Größe erreichen. Überbevölkerung wird durch Migration bzw. Bildung einer Kolonie im Ausland ausgeglichen. Umgekehrt findet bei Einwohnermangel ein Rückfluss aus den Kolonien oder überbevölkerten Städten statt. Doch leise Kritik wird langsam, aber sicher lauter ...

Literarisch besonders wertvoll, außerdem von größter Seltenheit auf dem Buchmarkt - bis heute gibt es kaum einen Autor, der an Thomas Morus´ Erzählkunst heranzureichen vermag. Absolut unübertrefflich! Mit "Utopia" gelang dem englischen Staatsmann unter Heinrich VIII. und humanistischen Autor (1478-1535) ein Geniestreich, der bis heute seinesgleichen sucht. Ab dem ersten Satz versinkt man vollkommen und mit allen Sinnen in dieser unvergleichlichen Lektüre und bekommt über solch ein zum Niederknien gutes, geradezu überwältigendes Leseerlebnis sogar die Welt um sich herum nicht mit. Diese philosophische Schrift hat nichts an seiner Aktualität verloren. Gerade in (politischen) Zeiten wie den heutigen ist es wichtiger denn je, Morus zu lesen!

Die Buchkunstwerke der Manesse Bibliothek gehören unbedingt in jedes Bücherregal, oder noch besser: auf jeden Nachttisch. Diese bieten besonders wertvolle Literatur bis zum letzten Satz. Etwas Besseres, Schöneres kann man definitiv nicht in die Hände kriegen. Thomas Morus´ "Utopia" macht einen ab dem ersten Satz ganz atem- und sprachlos. Zwischen zwei Buchdeckeln steckt Unterhaltung, die einfach jeden in seinen Bann zieht. Deren Sogkraft ist wie ein Strudel, aus dem es kein Entkommen gibt.

Susann Fleischer
10.12.2018

 
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Das Buch:

Thomas Morus: Utopia. Aus dem Lateinischen von Jacques Laager

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München: Manesse Verlag 2018
320 S., € 22,00
ISBN: 978-3-7175-2456-4

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