Romane

Ein ganz besonderes , besonders schönes Lesegeschenk von großer Seltenheit

Ruth ist 30, als ihr Verlobter sie kurz vor Weihnachten plötzlich verlässt. Völlig aus der Bahn geworfen, besucht Ruth nach vier Jahren Abwesenheit die Familie. Ruth ahnt, dass sie sich endlich der Wahrheit stellen muss. Viel hat sich verändert: Bei ihrem Vater wurde Alzheimer diagnostiziert. Ruth kommt der Bitte ihrer Mutter nach, kündigt Job und Wohnung und zieht für ein Jahr wieder zurück zu ihren Eltern. Dort soll sie ein Auge auf ihren Vater werfen, einem berühmten Geschichtsprofessor, der nach und nach sein Gedächtnis verliert. Aus purer Verzweiflung verbannt seine Ehefrau alles aus dem Haus, was nur irgendwie im Verdacht steht, Demenz zu begünstigen. Ruth schafft es aber zusammen mit einigen Verbündeten, dem Leben ihres Vaters noch einmal einen Sinn zu geben.

Ruth und Theo, wissenschaftlicher Assistent ihres Vaters, riskieren viel, indem sie zum Beispiel das Seminar zur Geschichte Kaliforniens heimlich weiterhin stattfinden lassen, ohne dass der Dekan Wind davon bekommt. Denn Ruths Vater ist auf dem Universitätsgelände inzwischen eine Persona non grata. Und auch daheim wird er eher geduldet als mit ihm gelebt. Ruth versucht verzweifelt, ihre Erinnerungen und die ihres Vaters festzuhalten. Trotz aller Schwierigkeiten (die Alkoholprobleme ihres Vaters oder seine Arbeitswut) denkt Ruth gerne an ihre Kindheit zurück. Damals war sie noch glücklich. Und sie will es wieder werden. Mit viel Humor und einer ordentlichen Portion Situationskomik schildert Ruth das Jahr mit ihrem Vater, das die beiden immer enger zusammenschweißt ...

Ein Juwel der Literatur, das niemanden unberührt lässt - es gibt nur wenige Romane, die von solch überwältigender, außerdem berauschender Poesie zeugen wie "Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte". Mit ihrem Debüt gelingt Rachel Khong Gefühlskino, das den Leser traurig macht und trotzdem mit einer unbeschwerten Leichtigkeit überrascht. Die Story lässt es weder an Emotionen noch an spritzigem Humor fehlen. Über viele, viele Stunden lang erfährt man eine Verführung, der man partout nicht widerstehen kann. Bei all dem Leseglück kann man nicht anders, als regelrecht Sturzbäche zu weinen. Die Autorin kann schreiben, dass man sich so beschwipst fühlt wie nach mehreren Gläsern Champagner auf ex getrunken. Ihr Erstling kommt einer Umarmung von einer Freundin gleich. Seufz!

Wie kaum eine andere Autorin sorgt Rachel Khong für ganz viel Lese- und noch mehr Lebensfreude, auch noch Stunden, sogar Tage nach der letzten Seite ihrer Bücher. Nach der Lektüre von "Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte" erscheint einem der Alltag wieder etwas schöner. Solch betörende Erzählkunst wie aus der Feder der US-Amerikanerin macht einen ganz schwindelig. Zwischen zwei Buchdeckeln steckt Leseglück pur. Definitiv Literatur zum Verlieben.

Susann Fleischer
15.10.2018

 
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Das Buch:

Rachel Khong: Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte. Aus dem Amerikanischen von Tobias Schnettler

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Köln: Kiepenheuer & Witsch 2018
256 S., € 19,00
ISBN: 978-3-462-04972-5

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