Romane

Seichte Unterhaltung aus dem Schuhkarton

Lorna, Joss, Helene und Sandra – vier Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, haben eine Gemeinsamkeit: die Schuhgröße 38 und ihre Liebe zu Schuhen. Zumindest sind das die Voraussetzungen, die man erfüllen muss, wenn man in den Club der „Anonymen Schuhsüchtigen“ aufgenommen werden möchte. Lorna, die hart arbeitende Kellnerin mit Hochschulabschluss, sucht per Anzeige andere Schuhsüchtige, um ihre eigene Sucht, die sie fast in den finanziellen Ruin treibt, zu besiegen. Schnell finden sich Gleichgesinnte: Helene, die unglückliche Ehefrau eines Politikers, versucht die Probleme in ihrer Ehe mit Frustkäufen zu überspielen. Sandra, die unter dem Pseudonym Penelope im «Telefongewerbe» tätig ist, leidet unter Agoraphobie und ist übergewichtig – weshalb Schuhe die einzigen Kleidungsstücke sind, die sie problemlos kaufen kann. Die Vierte im Bunde ist das Kindermädchen Joss, die eigentlich gar nicht schuhsüchtig ist, sondern nur eine Ausrede sucht, um wenigstens für ein paar Stunden ihrer zickigen Chefin zu entkommen.

Wie aus Washington stammende Autorin, die schon reichlich Erfahrung im Genre der romantischen Komödie gesammelt hat, lässt ihre Protagonistinnen einige Höhen und Tiefen durchlaufen, bevor sie auf das vorprogrammierte Happy End zusteuern. So kämpft Lorna gegen den finanziellen Ruin, der dem halbwegs vernünftigen Leser übertrieben und lächerlich erscheint, da er einzig und allein auf dem übertriebenen Kaufzwang von Schuhen besteht. Unverständlicherweise arbeitet die Hochschulabsolventin nur als Kellnerin und obwohl sie in Geldnöten ist, denkt sie nicht daran, dass sie mit ihrem Abschluss auch einen besser bezahlten Job annehmen könnte.

Helene kämpft eher mit einem Luxusproblem als mit dem finanziellen Ruin. Sie hat einen persönlichen Aufstieg vollbracht – von einer ärmlichen Kindheit, über die sie nicht sprechen will, bis zur angesehenen Politikergattin, die ihr Leben nichts anderem widmet als dem erfolgreichen Ehemann, der sie betrügt, und den langweiligen Repräsentationsaufgaben in der high society. Den nötigen Schwung in ihren Teil der klischeehaften Geschichte bringt eine Verfolgungsjagd mit einem Detektiv, der sie mit pikanten Fotos erpresst.

Sandra ist nicht weniger stereotyp dargestellt. Sie leidet seit ihrer Kindheit daran, dass sie hässlicher und dicker als ihre stets bewunderte Schwester ist, und hat nun so viele Komplexe und Phobien aufgestaut, dass sie nicht mehr das Haus verlässt. Ihren Job kann sie glücklicherweise auch von zu Hause aus erledigen: Als Penelope beglückt sie Männer am Telefon.

Das jüngste Mitglied der «Schuhsüchtigen» - Joss – steht zwischen allen Fronten. Die ihr anvertrauten Kinder sind zwar nervtötend, ihr aber auch sehr ans Herz gewachsen. Weitaus mehr Probleme hat Joss mit ihrer Arbeitgeberin, die sie über ihren Arbeitsvertrag hinaus beansprucht. Deshalb flüchtet Joss in ihrer freien Zeit zu den Schuhsüchtigen, um nicht Gefahr zu laufen, dass sie weitere Aufträge erledigen muss, wenn sie ihren freien Tag zu Hause in den Fängen ihrer Arbeitgeberin verbringt.

«Sex im Karton. Genau das war’s. Spannender, atemberaubender, dekadenter Sex in einem Karton.» - die ersten Sätze dieses typischen Frauenromans versprechen ein wenig zu viel. Nach solch einem aufregenden Einstieg kann die Geschichte eigentlich nur noch nachlassen. Lediglich hartgesottene Leser dieses Genres wird der Roman noch hinter dem Ofen hervorlocken. Allzu übertrieben und klischeehaft sind die Charaktere teilweise dargestellt. Wenn man jedoch nicht zu viel erwartet, bringt dieser Roman seichte Unterhaltung für ein paar Stunden.

Sabine Mahnel
14.11.2007

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Beth Harbison: Schuhtick. Aus dem Amerikanischen von Adelheid Zöfel

CMS_IMGTITLE[1]

Frankfurt/Main: Krüger Verlag 2007
368 S., € 14,90
ISBN: 978-3-8105-0938-3

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.