Romane

Ein amüsantestes Lesevergnügen von großer Seltenheit

Der Vater hegt keinerlei Zweifel: Es wird ein Mädchen. Die Geburtsanzeige für Eva Maria liegt bereits beim Drucker. Dumm nur, dass das Leben sich keinen Deut für die Wünsche von Theodorus Henricus van der Kwast interessiert. Sehr zur Bestürzung der Eltern, eines typischen Holländers und einer Exotin aus dem fernen Indien, erblickt in einer Klinik in Bombay 1981 der kleine Ernest das Licht der Welt. Und ein nicht ganz unbelastetes Verhältnis zwischen Sohn und Eltern nimmt seinen Lauf. Zumal die Familie ziemlich zu kämpfen hat: zum einen mit der Geiz-ist-geil-Philosophie von Ernests Mutter, und außerdem mit der geistigen Beschränktheit von Ernests älterem Bruder. Der stört des Öfteren den Familienfrieden, meist auf Kosten von Ernest.

In seinem autobiografisch gefärbten Roman präsentiert Ernest van der Kwast einen bunten Reigen von Charakteren, von Bollywood-Star Onkel Sharma bis zu seiner Tante Jasleen, einer einstmals erfolgversprechenden Siebenkämpferin. Allen voran aber seine Mutter, die Matriarchin des Klans, geliebt und gefürchtet, eine Tyrannin mit dem Herzen einer Löwin. Eine Frau von eisernem Willen, beinahe absurder Gründlichkeit und bei aller Stärke erfüllt von einer tiefen Traurigkeit um ihren behinderten Sohn Ashirwad. Sie ist es, bei der alle Fäden der Geschichte zusammenlaufen. "Mama Tandoori" lässt einen Staunen, Nachdenken und Lachen - ein wunderbar witziges Familienporträt, das mitten ins Herz trifft.

Literatur, die so herrlich turbulent ist, dass man während der Lektüre glatt von der Couch plumpst - nimmt man ein Buch aus Ernest van der Kwasts Feder zur Hand, kriegt man sich so schnell nicht mehr ein vor lauter Lesebegeisterung. Denn diese sind an spritzigem Wortwitz nur schwer zu toppen. Besser und amüsanter als mit "Mama Tandoori" kann man seine Nachmittage, Abende und Wochenenden kaum verbringen. Wer auf der Suche nach einem besonderen Lesehit ist, sollte unbedingt in die nächste Buchhandlung rennen und den vorliegenden Roman kaufen. Er unterhält so großartig, absolut grandios, als hätte ein David Foenkinos diesen geschrieben. Der niederländische Autor bringt uns zum Strahlen, und zwar so breit wie ein Honigkuchenpferd.

Die Geschichten von Ernest van der Kwast sind allesamt und sonders ein höchst erheitender Lesespaß über viele, viele Stunden lang. Diese vertreiben Langeweile und/oder eine Laus auf der Leber innerhalb weniger Sätze. "Mama Tandoori" entlockt dem Leser mehr als einen lauten Lacher. Vom Dauerschmunzeln bekommt man einen ordentlichen Muskelkater. Beste Laune ist hier absolut garantiert!

Susann Fleischer
18.06.2018

 
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Das Buch:

Ernest van der Kwast: Mama Tandoori. Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke

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München: btb Verlag 2018
240 S., € 20,00
ISBN: 978-3-442-75769-5

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