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Das sinnlichste Buch des Sommers über die Liebe und das Leben

Die angesehene Pariser Verhaltensbiologin Claire (Mitte 40) sehnt sich immer rastloser danach, zu spüren, dass sie lebt und nicht nur funktioniert. Flucht sucht sie, zumindest für einen kurzen Moment, in One-Night-Stands. Doch wenige Minuten nach dem Höhepunkt, spätestens aber wenn Claire das Billighotelzimmer verlassen hat und zurück ist in ihren eigenen vier Wänden, pocht die Leere in ihr wie der dumpfe Schmerz einer längst verheilten Wunde. Weder ihre Kurzaffären noch Ehemann Gilles oder Sohn Nicolas können Claire das geben, was sie wirklich braucht: Sie hungert nach Leben. Und sie stellt sich immer wieder die Frage: Bin ich die geworden, die ich hätte werden können? Selbstzweifel hindern sie am Leben sowie an der Erfüllung von Wünschen, Träumen und geheimsten Sehnsüchten.

Nur im alljährlichen Sommerurlaub fühlt sich Claire frei von den ehelichen und anderen "Zwängen". Wie immer seit Nicolas´ Geburt verbringt Claire mit ihrer Familie mehrere Wochen in der Bretagne, im Sommerhaus an den langen, wilden Stränden von Trévignon, an denen die einzige Attraktion für junge Menschen die rustikalen "Nachtfeste" sind, die Treffen mit anderen Teenagern in der blau-schwarzen Stille der Dünen, oder Mopedfahren ohne Helm über kurvige Straßen hin zu den Crêperien, Bars und Lagerfeuern. Es ist der Sommer, der Nicolas´ Jugendzeit endgültig beendet, bevor er sein Jurastudium beginnt und Gilles und Claire das erste Mal allein miteinander sind. Nicht nur Eltern, sondern ein Mann und eine Frau. Und ebenso zum ersten Mal hat Nicolas eine feste Freundin eingeladen: Julie.

Julie, Anfang zwanzig, wartet verzweifelt auf etwas, das sie innerlich in Brand steckt - auf des Lebens Rausch, auf Farben, Mut und Leidenschaft. Sie hat einen Job in einem Hotel, würde allerdings zu gern Sängerin werden, jedoch fehlen ihr die Stärke und der Mut, sich hinauszuwagen und am Abenteuer Leben teilzunehmen. Schon bald ahnt Claire, dass Nicolas es ernst mit ihr meint. Aber auch Julie mit ihm? Claire begegnet ihrer Schwiegertochter in spe (anfangs) mit Ablehnung. Dabei sind die Frauen sich sehr ähnlich. In der glühenden Sommerhitze der Bretagne, am Ende der Welt, entdecken die beiden Frauen Lebenslust und Leidenschaft neu und werden danach nie wieder dieselben sein ...

Gefühlskino, so mitreißend und fesselnd, dass es einem die Sprache und außerdem den Atem verschlägt - die Geschichten aus Nina Georges Feder bedeuten ein Lesegeschenk mit berauschender Wirkung. In "Die Schönheit der Nacht" erzählt die Autorin des Welt-Bestsellers "Das Lavendelzimmer" sinnlich, intensiv und präzise von Weiblichkeit in all ihren Facetten. Vor der beeindruckenden Kulisse der bretonischen Küste lässt sie zwei Frauen sich selbst neu entdecken: ihre Wünsche und Träume, ihre Sinnlichkeit, ihr Begehren. Nach wenigen Sätzen fühlt man sich ganz schwindelig vor Leseglück. Hier erfährt man Erzählkunst auf höchstem Niveau sowie Unterhaltung zum Niederknien gut. Selbst eine Elena Ferrante hätte diese Story kaum überwältigend-schöner schreiben können. Absolut grandios!

Nina George ist ein Ausnahmetalent unter Deutschlands Top-Schriftstellerinnen. Ihre Romane sind alles überstrahlende Juwelen der Literatur. In diesen steckt schönste, reinste Poesie, die direkt in das Herz dringt und es zu brechen droht. "Die Schönheit der Nacht" kommt einer Verführung für alle Sinne gleich. Einfach niemand kann dieser lange widerstehen. Seufz! Was man hier in die Hände kriegt, ist Lesegenuss pur; definitiv ein Leseerlebnis der unvergleichlich schönsten Sorte.

Susann Fleischer
28.05.2018

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