Romane

Ein Lesevergnügen fernab des Mainstreams

Aaron Tristen hat geschafft, wovon viele (Möchtegern-)Schriftsteller träumen: eine Million zweihunderttausend verkaufte Bücher, Übersetzungen in acht Sprachen, zwei Filmrechteverkäufe und Platzierungen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Doch inzwischen hat der Berliner die Nase voll von seinem Autorendasein. Er will nicht mehr Tag und Nacht vor dem Computer hocken und sich Sätze für die Fortsetzung des Endzeitepos "Engel gegen Zombies" aus den Fingern saugen müssen. Und noch weniger Lust hat er auf Lesungen vor Presse, Buchbloggern, Fans und Rollenspielern, verkleidet als Orks. Bei so einer Veranstaltung kommt es zum Eklat, als Aaron sich mit mehreren Orks prügelt. Am nächsten Morgen sind die Zeitungen voll von der Meldung - und der Verleger außer sich vor Wut.

Aaron sieht nur einen Ausweg und flüchtet nach Leipzig. Dort findet er vorerst Unterschlupf, aber leider keinen Frieden. Ein achtjähriges Mädchen macht ihm das Leben schwer. Und nicht nur sie. Aaron legt sich mit einer Rockerbande an und verscherzt es sich mit einem guten Bekannten. In der sächsischen Großstadt ist er selbst vor seiner Lektorin nicht sicher. Die hatte "frohe" Kunde für Aaron: Einer der Orks will ihn verklagen und ein anderer ist schwanger von ihm. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wird Aaron von einem japanischen Kleinbus angefahren. Zwar kommt er noch einigermaßen glimpflich davon, aber Aaron weiß nur zu gut: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Katastrophe passiert, oder?!

Im Zuge eines Selbstfindungstrips landet Aaron schließlich in einer therapeutischen Gruppe, in der er mit der Essenz des Geschichtenerzählens konfrontiert wird. Unter neuem Pseudonym verläuft er sich an der Seite Don Quijotes im Wunderland, sieht Pu den Bären zu William von Baskerville werden und Graf Dracula anstelle Robinson Crusoes auf einer einsamen Insel stranden. Zwischen Irrsinn und Legenden mischen sich Vorstellung und Wirklichkeit derart, dass am Ende sicher ist: Literatur ist nicht mehr als nur eine zärtliche Lüge. Aber eben auch nicht weniger ...

Unterhaltung der amüsantesten, witzig-spritzigsten Sorte - dank Christian von Aster hat Langeweile nicht einmal den Hauch einer Chance. Die Geschichten aus seiner Feder sind wie eine Wundertüte: randvoll gefüllt mit Humor, verrückter Phantasie und so mancher Leseüberraschung. Kaum "Der Orkfresser" aufgeschlagen, hält es garantiert niemanden lange auf der Couch. Lachanfälle schütteln den Körper mehr als einmal durch. Der deutsche Autor macht Literatur zu einem aufregenden Spiel. Er sprengt sämtliche Genregrenzen. Seine Werke entlocken uns einen Freudenschrei nach dem anderen. Zwischen zwei Buchdeckeln steckt Funny Fantasy im Übermaß. Viele, viele Stunden lang nach dem letzten Satz rennt man breitgrinsend wie ein Honigkuchenpferd durch die Welt. Hurra!

Mit seinen Romanen sorgt Christian von Aster in der ganzen Wohnung für jede Menge Trubel und noch mehr Jubel. Bei deren Lektüre überschlägt man sich glatt vor lauter Lesebegeisterung. Hier kennt der Fantasyspaß keinerlei Grenzen. "Der Orkfresser" liest sich wie eine wilde Mischung aus Michael Peinkofer und Tommy Jaud. Ab der ersten Seite droht heftiger Muskelkater vom Dauerschmunzeln. Ein Lesevergnügen, wie man es mit dem vorliegenden Buch in die Hände kriegt, ist alles, aber ganz sicher nicht nullachtfünfzehn. Herrlich, einfach nur herrlich schräg und außerdem höchst originell!

Susann Fleischer
12.03.2018

 
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Das Buch:

Christian von Aster: Der Orkfresser

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Stuttgart: Klett-Cotta Verlag 2018
352 S., € 14,95
ISBN: 978-3-608-98121-6

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