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In Adams Leben knirscht es gewaltig: Seine Ehe mit Conny steht kurz vor der Scheidung, nachdem Adam mit Astrid, die sich lasziv als "Mata Hari der Pharmabranche" zu inszenieren weiß, fremdgegangen ist. Und seine Arbeit in der Kanzlei seines Schwiegervaters Dr. Rainer Ernst & Kollegen frustriert ihn von Tag zu Tag mehr. Bei einem Spaziergang in der Mittagspause haut es Adam ob all seiner Probleme glatt um. Kurz darauf landet er im Krankenhaus. Die Diagnose: (überlebter) plötzlicher Herztod. Adam hat viele Gründe für einen Myokardinfarkt. Sein Job ist anstrengend, seine Ehe noch sehr viel anstrengender. Er raucht, trinkt regelmäßig Alkohol, treibt aber selten Sport. Und in wenigen Monaten wird er fünfzig - zumindest war das mal so geplant.

Der leitende Kardiologe Dr. Han-Kim Zhang rät dringend zu einer Auszeit. Wo es hingehen soll, ist egal. Also wirft Dr. Zhang einen Dartpfeil auf die Landkarte in seinem Büro. Der Pfeil landet im Nordatlantik, irgendwo zwischen Grönland und Island. Adam hat die Wahl. Also: Island, weshalb auch nicht. Kaum dort angekommen, steckt er in schlimmen Schwierigkeiten. Im Sturm stürzt Adam von einer Klippe und wird von einem seltsamen Typen gerettet: Magnus, ein kleinwüchsiger, etwas verlotterter Mittzwanziger in Wollklamotten. Der behauptet, ein waschechter Troll zu sein, in dessen Schuld Adam nun steht. Was in Island so viel heißt wie: Magnus genießt Sonderrechte, und Adam wird ihn nicht wieder los, auch nicht bei der Rückreise nach Berlin.

Dort versucht Adam, sein Leben aufzuräumen, doch der anarchische Magnus stürzt es immer tiefer ins Chaos. Adam ist für alles, was sein Troll anstellt, verantwortlich - finanziell, sozial, strafrechtlich. Kurz und gut: Er ist Magnus auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Während Adam einen letzten Versuch startet, seinen Ehe und seinen Anwaltsjob zu retten sowie seine angeschlagene Gesundheit zu stabilisieren, hat Kumpel Magnus in der hippen Metropole freien Auslauf. Und den nutzt er. Nur so viel: Auf der Spree geht ein Ausflugsdampfer in Flammen auf, am historischen Gemäuer des Brandenburger Tors tauchen eines Tages aus unerfindlichen Gründen acht großflächige Runen auf und in Adams Schreibtisch liegen die Knochen der Brüder Grimm ...

Literatur, die alles andere als nullachtfünfzehn ist - in seinen Romanen lässt es Hans Rath ziemlich krachen. Diese sind das beste Mittel gegen Langeweile. Denn hier drin steckt Unterhaltung, wie sie turbulenter definitiv nicht sein könnte. Während der Lektüre von "Saufen nur in Zimmerlautstärke" muss man aufpassen, dass man vor lauter Lesebegeisterung nicht von der Couch plumpst. Vorsicht: akute Muskelkatergefahr! Dank dem deutschen Autor sieht die Welt nicht mehr ganz so grau aus. Seine Geschichten sind an Humor nur schwer zu überbieten. Mit diesen kommt jede Menge amüsantester Lesespaß und noch mehr Schwung in unser Leben. Man lacht, bis man ganz aus der Puste ist. Raths Geschichten sind von der besonders witzig-spritzigen Sorte.

Hans Rath schreibt seine Leser ganz schwindelig. Und er sorgt stets für beste Laune über viele, viele Stunden und sogar Tage lang. Eine Laus auf der Leber? Garantiert nicht mehr ab dem ersten Satz von "Saufen nur in Zimmerlautstärke". Die Story sprüht nur so vor Komik und tollen Einfällen. Sie liest sich, als hätten Mikael Bergstrand, Moritz Netenjakob und Rob Harrell ("Spotz") in Kooperation diese geschrieben. Man kriegt eine Komödie voller abgedrehter Überraschungen in die Hand. Einfach nur herrlich, herrlich schräg dieses Lesevergnügen!

Susann Fleischer
25.09.2017

Hans Rath: Saufen nur in Zimmerlautstärke

Reinbek: Kindler Verlag 2017
304 S., € 16,95
ISBN: 978-3-463-40696-1

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