Krimis & Thriller

Harry Dresden cooler denn je

Harry Dresden ist nicht länger der einzige professionelle Magier im Chicagoer Telefonbuch. Das liegt weniger daran, dass er Konkurrenz bekommen hätte, sondern vielmehr an seinem neuen Job als Winterritter für Mab - der Königin von Luft und Dunkelheit und die aktuelle Herrscherin am Winterhof der Sidhe. Trotz der damit verbundenen Machtfülle ist das alles andere als ein Vergnügen, zumal Harry den Job nur aus einer Zwangslage akzeptiert hatte. Nach den letzten Ereignissen braucht der Magier aber erst einmal eine Reha, da er kaum ohne Hilfe Nahrung zu sich nehmen kann. Die Herrscherin des Winterhofs spendiert ihm nicht nur eine Krankenschwester, sondern versucht auch alles, um ihn wieder in Form zu bringen - und zwar in dem sie täglich Anschläge auf sein Leben verübt. Dann erteilt die Sidhe ihm auch noch einen kniffligen Auftrag. Harry Dresden soll jemanden töten und um die Aufgabe etwas zu erschweren, handelt es sich um eine unsterbliche Person von fast so großer Machtfülle wie Mab selbst. Nebenbei muss der Magier auch noch den Angriff eines übermächtigen Gegners abwehren. Alles ist also wie immer, nur schlimmer.  

"Eiskalt" ist bereits der vierzehnte Band aus der Reihe "Die dunklen Fälle des Harry Dresden". Dass die Lektüre dieses Romans - aus der derzeit wohl besten Serie im Bereich Urban Fantasy - keine Sekunde langweilig wird, hat viele Gründe. So gelingt es Jim Butcher, ein überaus spannendes und packendes Finale zu inszenieren, dass das Prädikat "episch" wahrlich verdient. Zudem sorgt der Autor auch in diesem Band für echte Entwicklungen bei seinen Haupt- und Nebenfiguren sowie in der von ihm kreierten Welt, die als Mischung aus profaner Realität und Magie überzeugend wirkt. Genau diese Dynamik geht einigen Konkurrenten vom Jim Butcher ab. Um die Entwicklungen aber nachvollziehen zu können, ist es notwendig, die Bücher chronologisch zu lesen, zumal der Magier immer wieder über Vergangenes aus den früheren Teilen der Serie reflektiert. Aber einer der größten Anreize für die Lektüre ist immer noch Harry Dresden selbst: Der Magier, der sich immer wieder stur bemüht, seinen Prinzipien treu zu bleiben, und den vielfältigen überirdischen Bedrohungen trotzt, wobei er ihnen durch einen dummen Spruch, Komik oder Ironie den Schrecken nimmt. Warum lässt Harry Dresden einen bösartigen, uralten Unsterblichen, der ihm auf Mabs Befehl dienen muss, eine Cola holen? Weil er es kann. Lächeln ist eben die schönste Art, die Zähne zu zeigen.

Einige Sequenzen rafft Jim Butcher etwas zu sehr zusammen. So hätte er die Mordanschläge von Mab auf Harry Dresden deutlich länger beschreiben dürfen. Bereits seine kurzen Ausführungen zeigen das Potenzial, dass hier in puncto Spannung und Komik bestand. Das ist natürlich Kritik auf hohem Niveau - immerhin bringt es der Roman auch so auf satte 680 Seiten. Puristen dürften noch bemängeln, dass sich im zweiten Teil, die Zahl der Schreibfehler häuft. Den Lesegenuss wird das aber wohl bei fast keinem Leser entscheidend stören.

"Eiskalt" bietet den - im doppelten Wortsinne - coolsten Harry Dresden aller Zeiten, einen epischen Showdown, zahlreiche Überraschungen sowie die bewährte Mixtur aus Action, einer Prise Grauen und Komik.

Ingo Gatzer
10.03.2014

 
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Das Buch:

Jim Butcher: Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14

Mannheim: Feder und Schwert 2014
680 S., € 15,99
ISBN: 978-3-8676-2192-2

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