Krimis & Thriller

Ein Fall für den Seher

Die Ermittler um Hauptkommissar Max Vogel tappen im Dunkeln: Mit der Leiche der erdrosselten Sonja Piers ist mittlerweile schon das dritte Opfer eines Serientäters aufgetaucht, der immer nach demselben Schema vorgeht. Doch noch hat der Mörder keinen Fehler gemacht und deshalb gibt es noch immer keine heiße Spur für die Beamten der Münchner Mordkommission. In Friedrich Anis Kriminalroman "Die Tat" behält nur einer den Durchblick: Der "Seher".

Unter diesem Spitznamen kennt jeder den Vater des Hauptkommissars, den ehemaligen Leiter des Kommissariats Jonas Vogel. Seit seiner Erblindung durch einen tragischen Unfall kann er zwar seinen Beruf nicht mehr ausüben, seine Fähigkeiten sind aber legendär, folglich ist er immer noch ein gern gesehener Gast bei den Beamten. So auch in diesem Fall, der immer undurchsichtiger wird.

Der 15-jährige Benny Piers findet in einer Januarnacht die Leiche seiner Mutter im Hauseingang. Die Ermittler um Max Vogel merken schnell, dass der Jugendliche ihnen von Anfang an nicht alles erzählt, was zur Aufklärung des Falls beitragen könnte. Und auch mit dem Verhalten seines Vaters scheint etwas nicht zu stimmen. In tiefgreifenden Verhören, die Einblicke in die seelischen Abgründe der Hinterbliebenen gewähren, rücken schließlich der getrennt von ihr lebende Ehemann der Ermordeten sowie deren aktueller Lebensgefährte in den Mittelpunkt des Interesses.

Doch alles, was sie zu sagen haben, entpuppt sich als Bausteine eines Lügengebäudes, das auf wackeligen Fundamenten steht. Die Familienverhältnisse der Familie Piers sind nämlich alles andere als einfach und je tiefer die Polizisten in das Gespinst aus Unwahrheiten und Heimlichkeiten eindringen, desto unübersichtlicher werden die Ermittlungen, obwohl immer mehr Einzelheiten zutage treten - bis schließlich unverhofft ein Zeuge auftaucht, um den sich der erblindete Jonas Vogel kümmert. Und so nehmen die Dinge einen unerwarteten Verlauf ...

Bereits zum dritten Mal setzt Friedrich Ani den "Seher" als Sonderermittler ein. Das Besondere an Jonas Vogel ist nicht so sehr die Tatsache, dass er blind ist - was ihn gewiss von anderen Romanfiguren seines Schlags unterscheidet und abhebt -, sondern vielmehr seine Fähigkeit, zu Einsichten zu gelangen, die dem normalen Sehenden verborgen bleiben. Ani erschafft starke Charaktere mit ganz individuellen Eigenarten und Persönlichkeiten, mit deren Hilfe er ein kritisches Gesellschaftsbild zeichnet, in das "Die Tat" eingebettet ist. "Die Tat" - ein nachdenklich stimmender Kriminalroman mit einem kräftigen Schuss Münchner Lokalkolorit, der beweist, dass nur der wahre Seher in der Lage ist, die Wahrheit aufzudecken!

Christian Götz
15.03.2010

 
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Das Buch:

Friedrich Ani: Die Tat. Kriminalroman

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München: dtv 2010
192 S., € 7,95
ISBN: 978-3-423-21198-7

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