Krimis & Thriller

Gnadenloser Aufstieg

Der neue Thriller von Günter J. Eppert "Die Stimmen des Teufels" schildert den skrupellosen Aufstieg und Fall eines Emporkömmlings. Damit erscheint das Buch zeitlich passend zur Finanzkrise. Der junge Raik Forner ist nicht nur arbeits-, sondern auch obdachlos. Mit Schicksalsgenossen teilt er sich die Schlafplätze unter einer Brücke in einer kleinen bayerischen Stadt. Während sich die anderen Obdachlosen als Lebenskünstler sehen und mit ihrer Situation gar nicht allzu unzufrieden sind, strebt Raik nicht nur nach einem Job, sondern auch nach Höherem.

Obwohl sein Freund Werner ihn vor den kapitalistischen Mechanismen warnt, träumt Raik von Geld, Ruhm, Erfolg und sozialem Aufstieg. Nachdem die Brückengemeinschaft brutal zerschlagen wurde, erlebt Raik eines Morgens eine Einflüsterung: die "Stimme des Teufels" rät ihm, die Gelegenheit zu nutzen. Anfangs unschlüssig, was damit gemeint sein könnte, trifft er plötzlich Annerl wieder, mit der er einmal eine kurze Affäre hatte. Annerl eröffnet Raik, das ihre Tochter Rosi von ihm ist und bietet ihm an, im elterlichen Bestattungsunternehmen zu arbeiten. Dankbar nimmt er an und gliedert sich in das Sozialsystem der kleinen Stadt ein. Annerl und Raik erneuern ihre Beziehung, erwecken damit aber die inzestuöse Eifersucht ihrer Tochter Rosi. Durch eine perfide Rache Rosis erleidet Annerls Vater einen Herzinfarkt und stirbt. Fortan ist Raik der Chef und verfolgt seinen Aufstieg. Doch die Stimmen des Teufels schweigen nicht und mit der Hilfe seiner Tochter agiert er immer skrupelloser und hinterlässt so manche Leiche. Bis eines Tages ein Ring auftaucht und sich der Kreis zu schließen scheint.

Gut und flüssig lesbar schildert Günter J. Eppert in "Die Stimmen des Teufels" den Aufstieg und Fall von Raik Forner. Schnörkellos, aber dennoch sehr stimmungsvoll, schafft er es, das Setting zu beschreiben und die Charaktere zu zeichnen. Der mystische Einfluss (sind es wirklich die  "Stimmen des Teufels" oder nur der innere Antrieb von Raik und Rosi) bleibt in der Schwebe. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Charakterwandlung von Raik und der Auseinandersetzung mit seiner Tochter, die geradezu an "Lady Macbeth" erinnert. Sind manche der geschilderten Verbrechen auch noch so abscheulich (ohne dass Günter J. Eppert in den Gewaltschilderungen ausufert), so sind sie doch nicht ohne schwarzen, fast schon zynischen Humor. Gerade diese Szenen bleiben beim Leser hängen. Doch hätte man sich als Leser an manchen Stellen einen weiteren Ausbau gewünscht, so dass einige der Szenen ihr Potenzial noch stärker hätten entfalten können.

Ein spannender, stimmungsvoller und schwarzhumoriger Thriller für sonntägliche Nachmittage.

Jons Marek Schiemann
16.11.2009

 
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Das Buch:

Günter J. Eppert: Die Stimmen des Teufels

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Neckenmarkt: Novum pro Verlag 2009
166 S., € 16,40
ISBN: 978-3-850-22847-3

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