Krimis & Thriller

Der fünfte Max-Heller-Krimi: Frank Goldammer auf der Höhe seines Könnens

Sommer 1953: Der Alltag in der jungen Deutschen Demokratischen Republik ist beschwerlich, die Unzufriedenheit der Bevölkerung wächst und die Zahl derer, die das Land verlassen, steigt unaufhörlich. Mit harter Hand setzt die SED-Regierung ihre Forderungen durch und verfolgt gnadenlos ihre Kritiker. Am 17. Juni eskaliert die politische Lage. Es kommt landesweit zu einer Welle von Streiks, Demonstrationen und Protesten. Unter anderem gehen auch in Dresden zehntausende Menschen für ihre Sache auf die Straße. Hauptkommissar Max Heller fürchtet in jener Nacht um seine Familie. Am nächsten Morgen scheint die Lage vorerst ruhig. Bevor er und Ehefrau Karin über die Ereignisse sprechen können, wird er allerdings zum VEB Rohrisolation gerufen. Dort wird die Leiche von Betriebsleiter Martin Baumgart gefunden, brutal mit Glaswolle erstickt. Ein Opfer der Aufständischen?

Heller hat einen ganz anderen Verdacht und sucht in den Wirren des Volksaufstands einen unberechenbaren Mörder. Aber nicht nur der Polizist interessiert sich für den Fall, sondern, sehr zu Hellers Unmut, auch das MfS. Heller und sein Team werden dem Stasi-Offizier Bech unterstellt. Und der hat eher fragwürdige Methoden, der Wahrheit auf die Spur zu gelangen. Folter ist noch die harmloseste davon. Heller hat schwer zu kämpfen. Aber bisher hat er noch jeden Killer schnappen können. Mit dem Auszubildenden Bodo Ziegler ist schnell ein Verdächtiger gefasst. Allerdings hegt Heller so seine Zweifel, ob dieser junge Mann die Tat wirklich begangen haben kann. Er verfolgt eine andere Theorie. Und die führt zu Gerd Kruppa, Funktionär der Betriebsparteiorganisation. Der jedoch ist verschwunden. Bech glaubt an Staatsflucht, Heller hingegen an ein Verbrechen.

Nicht nur beruflich geht es für Heller hoch her, sondern auch privat. Seine Vermieterin legt ein seltsames Verhalten an den Tag. Nachts um ein Uhr räumt sie in ihrer Wohnung die Möbel um, stellt das Radio auf volle Lautstärke und erkennt Heller, dessen Frau und achtjährige Tochter nicht wieder. Karin ist am Ende mit ihren Nerven. Sie steht kurz vor einem Zusammenbruch. Doch die viele Arbeit hindert Heller, Karin zu unterstützen. Nach einem weiteren Vorfall mit Frau Marquart drängt sie zu Hause auf eine Entscheidung: bleiben oder wie so viele andere ebenfalls in den Westen fliehen ...

Kult im Bücherregal - um die Fälle für Max Heller kommt kein Krimileser herum. Denn diese bedeuten Literatur von der Genialität wie aus der Feder eines Volker Kutschers. Der Dresdner Hauptkommissar gehört unbedingt in einem Atemzug mit Gereon Rath oder Oberinspektor Frank Stave genannt. Seine Ermittlungsarbeit haut einen auch nach fünf Bänden noch immer glatt vom Hocker. "Juni 53" steckt voller spannendster Krimiunterhaltung bis zum letzten Satz. Autor Frank Goldammer schreibt absolut mörderisch. Und er lässt den Leser bei der Lektüre seiner Romane glauben, man ist tatsächlich mittendrin im Geschehen statt nur am Rande dabei. Seine Bücher sind nicht nur ein Krimigenuss sondergleichen, sondern darüber hinaus ein sehr informativer, anschaulicher Geschichtskursus in die DDR-Vergangenheit. Was für ein grandioser Wahnsinn zwischen zwei Buchdeckeln!

Mit "Juni 53" gelingt Frank Goldammer einmal mehr ein Geniestreich unter den Kriminalromanen der letzten Jahre. Kaum aufgeschlagen, kennt die Lesebegeisterung kein Halten mehr. Kein Wunder, ist Max Heller doch einer der genialsten Ermittler in der (deutschen) Krimiszene. Die Buchreihe um ihn ist ein absolutes Must-read, außerdem so sensationell, dass es einem ab dem ersten Satz den Atem verschlägt. Es gibt (fast) nichts Besseres. Da will man kaum etwas anderes mehr lesen!

Susann Fleischer 
10.02.2020

 
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Das Buch:

Frank Goldammer: Juni 53. Kriminalroman

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München: dtv 2019 368 S., € 15,90 ISBN: 978-3-423-26232-3

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