Kinder- & Jugendbücher

Zwei Teenager als Jäger des verlorenen Schatzes

Es ist eine der klassischen Krimieröffnungen. Eine große, einflussreiche Familie, von Uneinigkeit und Zwist zerfressen, kommt in einem luxuriösen Anwesen eines jüngst verstorbenen Verwandten zusammen. Dort wird sie mit einer Testamentsvollstreckung konfrontiert, die für noch mehr böses Blut zwischen der alles andere als harmoniesüchtigen Sippschaft sorgt. Doch was sich letztendlich hinter dem letzten Willen der verblichenen Grace Cahill verbirgt, übersteigt auch die Phantasie ihrer geliebten Enkel Dan und Amy, die mit ihrer Großmutter stets viel Zeit verbrachten.

Mittels einer Videobotschaft stellt Grace post mortem die Cahill-Familie vor eine Wahl: Jeder einzelne kann sofort eine Million Dollar erhalten. Oder ihm winkt ein Hinweis, der ihm die Chance ermöglicht, den größten und wichtigsten Schatz der Welt in ihren Besitz zu bringen. Die versammelten Cahills sind verständlicherweise angesichts der reichlich unkonventionellen Erbschaft wie vor den Kopf gestoßen. Dennoch entscheidet sich die Mehrzahl von ihnen, das Geld aufzugeben und sich als Schatzjäger zu betätigen. Und obwohl eine Million Dollar durchaus eine ganze Menge Geld sind, kommt auch für Dan und Amy schließlich keine andere Wahl infrage. Denn ihre Großmutter hätte bestimmt nichts anderes von ihnen erwartet.

Schließlich begeben sich sieben Teams auf Schatzsuche - und Dan und Amy bilden eins von ihnen. Die beiden sind sich dessen bewusst, dass sie sich soeben eine große Zahl mächtiger Feinde geschaffen haben, die sich teils als erschreckend skrupellos erweisen. Der Hinweis, den die tapferen Schatzjäger erhalten haben - der erste von insgesamt 39 -, könnte eigentlich kryptischer nicht sein. Doch durch die kombinierten Talente der beiden Geschwister stellt sich heraus, dass sie auf der ersten Etappe ihrer Suche auf den Spuren Benjamin Franklins wandeln werden. Somit verschlägt es die beiden schließlich nach Paris, wo Franklin zu Lebzeiten außerordentlich aktiv war. Schließlich geraten Dan und Amy in den titelgebenden Katakomben unter der Stadt in eine Falle ...

Die Einleitung des ersten Bands aus der Reihe "Die 39 Zeichen" weckt Assoziationen an bekannte Klischees, die in allerlei Arten von spannender Literatur zu finden sind. Allerdings wird schnell deutlich, dass derartige Hommagen keinesfalls bedeuten, dass der US-amerikanische Autor Rick Riordan sein Handwerk nicht versteht. Ganz im Gegenteil: Bereits kurz nach den einleitenden Kapiteln beweist Riordan sein Talent für packende Dramaturgie und Momente voll knisterndem Nervenkitzel. Zudem wird das Potenzial, das die Prämisse des Romans in sich birgt, in vollen Zügen ausgeschöpft. Eine Überraschung jagt die nächste und Dan und Amy dürfen an einem exotischen wie historischen Schauplatz nach dem anderen ihr detektivisches Gespür unter Beweis stellen. Langeweile kann so schlicht gar nicht erst aufkommen.

Abgerundet wird all dies durch eine gesunde Dosis Humor in Kombination mit der lebendigen Dynamik zwischen den beiden Geschwistern, die die oft angespannte Atmosphäre der turbulenten Jagd nach Hinweisen gekonnt ausbalancieren. Denn ungeachtet der Gefahren, die hinter jeder Ecke auf Dan und Amy lauern - "Die Katakomben von Paris" will sicherlich kein Buch sein, das sich um jeden Preis ernst nimmt. Und unglaublich aber wahr: Quasi nebenbei erweist sich der resultierende Cocktail aus Nervenkitzel und Unterhaltung an historischen Orten auch noch als erstaunlich lehrreich. Eine absolut gelungene Verquickung aus Spaß, Spannung und unterhaltsam vermitteltem Geschichtswissen, die alle Freunde spannender Abenteuer restlos begeistern wird.

Johannes Schaack
07.03.2011

 
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Das Buch:

Rick Riordan: Die 39 Zeichen - Die Katakomben von Paris. Aus dem Amerikanischen von Bernd Stratthaus

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München: cbj Verlag 2010
222 S., € 8,95
ab 9 Jahren
ISBN: 978-3-570-17019-9

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