Kinder- & Jugendbücher

Wie aus einer verwöhnten Prinzessin eine sympathische Puppenspielerin wird

Helden im Märchen gibt es viele. Sie kämpfen sich durch Rosenhecken, verwandeln sich aus garstigen Fröschen oder kommen einfach zufällig stolz zu Ross daher geritten. Nicht ganz so leicht ist es für Prinzessin Annabel im gleichnamigen Bilderbuch von Susann Opel-Götz, einen richtigen Helden zu finden, mit dem sie ihr Königreich teilen kann. Aber schließlich stammt die Prinzessin auch nicht aus einer so ganz typischen königlichen Familie - ihr Vater, der König, hatte den Heiratsantrag seiner Köchin angenommen und war mit dieser aufgebrochen nach Mallorca, um dort in einer Seniorenresidenz sein Rentenalter zu genießen. Seiner Tochter überließ er vor seinem Aufbruch das halbe Königreich, die andere Hälfte soll der besagte Held erhalten, der Annabel - wovon auch immer - rettet und den es nun für die verwöhnte Tochter zu finden gilt.

Aber woher so schnell einen Helden nehmen? Da ein ganzer Name in einem halben Königreich wenig nützt, nennt sich die wutentbrannte Annabel von nun an nur noch Anna. Zum Glück ist die Zofe Moldau belesen in Märchen und weiß, dass Prinzessinnen auf Matratzenbergen schlafen mit einer Erbse darunter. Leider isst Annabel die Erbsen, statt sie unter die Matratze zu legen und so wird es schon mal nichts mit dem Helden. Auch das Märchen von Schneewittchen wird von Anna falsch interpretiert: Die ebenholzschwarze Farbe von Schneewittchens Haaren findet sich in Form von Schuhcreme in Annas Gesicht wieder, das Weiß ihrer Haut als eine plumpe Kochmütze auf Annas Kopf und um etwas Rotes zu haben, muss ihr Nachthemd herhalten. In so einer Ausstattung wird es natürlich auch nichts mit dem Prinzen, auch wenn sich Anna zum ersten Mal in ihrem Leben richtig Mühe gibt und aus Holzabfällen die sieben Zwerge baut. Bleibt noch das Märchen vom Froschkönig, doch auch drei Küsse reichen nicht, um einen Prinzen herzuzaubern.

Wie so oft, bringt der Zufall die Lösung des Problems. Anna entdeckt beim Blick vom Schlossturm den Puppenspieler Jakob am Waldrand. Sie eilt hin und merkt bald: Ein richtiger Held ist Jakob zwar nicht, aber er ist der erste, der ihr Widerworte gibt und der sie schließlich zum Lachen bringt. Wie es im Märchen so üblich ist, wird am Ende ein großes Hochzeitsfest gefeiert, alle sind zufrieden und Anna schnitzt die Puppen für Jakobs Theater.

Nach "Ab heute sind wir cool" ist "Prinzessin Anna" das zweite im Oetinger Verlag erschienene Bilderbuch, dessen Text ebenfalls von der bisher als Illustratorin bekannten Susann Opel-Götz stammt. Ihre außergewöhnlichen gestalterischen Leistungen hat Opel-Götz bereits unter anderem  mit den "Drei miesen fiesen Kerlen" (Text von Paul Maar) bewiesen. Mit "Prinzessin Anna" liegt nun ein weiteres Bilderbuch vor, das erneut sowohl durch ausdrucksstarke, detailreiche Bilder sowie durch einen witzigen Text überzeugt, der zudem noch eine sympathische Entwicklung der wahren Heldin der Geschichte deutlich werden lässt, denn: Echte Prinzessinnen gibt es eben doch nur im Märchen!

Claudia Birk-Gehrke
19.10.2009

 
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Das Buch:

Susann Opel-Götz: Prinzessin Anna oder Wie man einen Helden findet

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Hamburg: Oetinger Verlag 2009
32 S., € 12,90
ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-7891-6956-4

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