Kinder- & Jugendbücher

Gretas eigene Welt

Greta Carlsson geht in die vierte Klasse. Sie ist ein freundliches und liebenswertes Kind. Nach den großen Sommerferien, die nahen, wird Greta das Gymnasium besuchen. Sie liebt ihren Vater sehr, der gern Späße macht, ihr auch mal heimlich etwas erlaubt, was ihre Mutter verboten hat oder verbieten würde. Und doch liebt sie auch ihre Mama innig. Natürlich hat auch Greta Großeltern. Sie ist gerne bei ihnen. Überhaupt ist Greta ein glückliches Kind, welches ihre Familie liebt. Doch dieses Buch wäre nicht geschrieben worden, wenn es in Gretas Leben nur eitel Sonnenschein gäbe.

Die Wende im Leben der Familie beginnt, als Gretas Großeltern bei einem Autounfall sterben. Greta ist sehr feinfühlig und sensibel. Sie vermisst Oma und Opa arg. Verstehen kann sie es nicht wirklich, doch Gott sei Dank sind ja noch Vater und Mutter da, die über den Verlust hinwegtrösten. Doch eines Tages verlässt der Vater die Familie und Greta bleibt mit ihrer Mutter alleine zurück. Für Greta ist das ein Schock, den die Mutter versucht, mit einer Griechenlandreise in Vergessenheit geraten zu lassen, was auch zum Teil gelingt. Doch Greta verändert sich. Der Sommer verändert sie. Die Verluste verändern sie. Sie beginnt Dinge wahrzunehmen, die sie zwar nicht versteht, die aber trotzdem auf eine gewisse Weise real sind. Greta behält es für sich. Von Zeit zu Zeit wird sie melancholisch und still, begibt sich auf Zeitreisen und taut dann wieder auf. Greta hat fortan ein Geheimnis, hinter das sie selbst noch nicht wirklich gekommen ist, aber der Sommer ist noch lang, die Schulferien haben begonnen und als ihre Mutter nach dem plötzlichen Tod eines Freundes von Greta, den Polizisten Niko mit nach Hause bringt, zieht Greta sich zurück. Einerseits mag sie ihn und seine Geschenke, andererseits hat sie Angst, dass ihre Mutter ihr Niko als Ersatzvater präsentieren möchte. Greta zieht sich immer weiter zurück und öffnet sich dadurch Stück für Stück für die ihr fremde, andere Welt, die ihr doch vertraut ist. Die Dinge nehmen ihren Lauf und Carla, Gretas Mutter, erkennt die Probleme ihrer Tochter, wenn auch recht spät, und besinnt sich auf die gemeinsame Zeit mit ihr – gerade zur rechten Zeit…

Von Beginn an zieht einen dieser Roman in seinen Bann. Der Schreibstil ist flüssig. Die Autorin schreibt absolut kind-, bzw. jugendgerecht, doch über weite Strecken ist es durchaus auch ein Buch für Erwachsene. Man kann abtauchen, sich an die eigene Kindheit erinnern, Dinge mal aus deren Sichtweise betrachten, lernen, sich auch mal wieder fallen zu lassen, den Schleier des Ach-so-erwachsen- und Klug-Seins beiseite legen für eine Weile. Die Welt mit Kinderaugen sehen, die die unsichtbaren Dinge trotzdem sehen und sie nicht als Humbug verteufeln, die mit ihrem Herzen sehen und Unerklärliches erklärbar machen. Desweiteren hält die Autorin über die gesamten Seiten eine Grundspannung aufrecht, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Sie bringt Figuren ins Spiel, wie z. B. Claras Freundin Marie, die spurlos verschwindet oder Manuel, der eines gewaltsamen Todes stirbt. Sie lenkt ab und zerstreut. Sehr angenehm zu lesen und glaubhaft bis zum Schluss. An diesem Buch werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene, gleichermaßen ihre Freude haben. Wer Spannung mag, offen ist für Übersinnliches, in eine Kinderseele hineinblicken möchte und wer sich in seine eigene Kindheit zurückversetzen will, der sollte dieses Buch kaufen und wird nicht enttäuscht sein.

Tanja Küsters
02.02.2009

 
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Das Buch:

Regine Klare: Gretas Geheimnis. Das verborgene Zimmer

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Sprakensehl: Asaro Verlag 2008
271 S., € 18,90
ISBN: 978-3-939698-59-3

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