Kinder- & Jugendbücher

Ein Glücksbaum

Ein Glücksbaum, der Glück bringt bei Krankheiten, bei Ärger in der Schule oder zu Hause, bei Wackelzähnen, die nicht richtig wackeln wollen? Fritz ist überzeugt, der alte Baum in Maries Garten bringt alle Arten von Glück. Ob er auch Marie helfen kann, sich in der fremden Umgebung besser zurechtzufinden?

Erst vor sechs Tagen ist Marie mit ihren Eltern raus aus der Stadt in das neue Haus mit den blauen Fensterrahmen und dem quietschenden Gartentor gezogen, in eine Umgebung mit Kindern in direkter Nachbarschaft. Doch Marie hat bisher so ihre Probleme sich einzugewöhnen – statt mit den Nachbarskindern zu spielen, sitzt sie in ihrem neuen Zimmer am Fenster und betrachtet die Welt, die ihr seltsam groß und fremd vorkommt. Erst durch Fritz, den dicken Jungen mit der Schirmmütze und dem Pferd, der sie in die Geheimnisse der großen Linde einweiht, empfindet sie den elterlichen Garten plötzlich als gar nicht mehr so fremd, und auch die anderen Kinder sind eigentlich ganz nett, der Wald nicht so dunkel wie er aus der Entfernung wirkte… So gelingt es Marie, das Glück in ihrer neuen Umgebung zu finden.

Marie lebt in einer Welt, in der Erwachsene zwar viele Fragen stellen, aber selten Antworten erhalten. Dementsprechend treten sie in Maries kindlicher Welt nicht als bildlich dargestellte Personen in Erscheinung, sondern bleiben auf die Erwähnung im Text reduziert. Fast scheint es, als könnten wir als Erwachsene von Marie und Fritz lernen, uns auf die Suche nach unserem persönlichen Glück zu begeben. Das Empfinden reinen Glücks – fast nur noch in der Kinderwelt möglich? Entsprechend dem einerseits phantastischen, andererseits aber philosophisch anmutenden Grundgedanken des Textes, spiegeln die Illustrationen von Regina Kehn in hervorragender Weise Maries Blick auf die Welt wider, der im Verlauf der Geschichte eine Wandlung erfährt. So sind zunächst gemäß dem Text – alles erscheint Marie in der neuen Umgebung riesengroß und fremd - die normalen Größenverhältnisse in den Bildern außer Kraft gesetzt. Maries Sichtweise wird durch die in manchen Details surreal wirkenden Bilder auf phantasievolle Art und Weise umgesetzt.

Insgesamt ein mit Liebe zu den kleinen Dingen des Lebens ausgestaltetes Bilderbuch, das zum Nachdenken anregt und Mut macht eigene Verhaltensweisen zu überdenken. So kann man feststellen: Vertrauen muss wachsen wie der kleine Lindenbaum, der sogar Fritz’ kleinem Hund Zorro Mut spendet. Vielleicht wird sich der ein oder andere Leser beim nächsten Waldspaziergang daran erinnern: Es wimmelt nur so von Glücksbäumen – man muss nur bereit sein, ein kleines Blatt zu pflücken, egal von welchem Baum. Doch ist es sicherlich kein Zufall, dass Cornelia Funke eine Linde als Glücksbaum ausgewählt hat, die unter anderem ein Symbol der Gastfreundschaft ist.

Claudia Birk-Gehrke
17.03.2008

 
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Das Buch:

Cornelia Funke, Regina Kehn: Wo das Glück wächst

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Frankfurt am Main: Fischer Schatzinsel 2008
32 S., € 12,90.
ISBN: 978-3-596-85225-3

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