Gedichtbände

Verse als die Nahrung der Seele

Nahid Ensafpour ist eine erstaunliche Erscheinung. Singend, a cappella, steht sie vor großem Publikum und trägt ihre Gedichte vor. Kein süßliches Gezwitscher, keine poetische Zeitverschwendung, sondern Wichtiges sagt sie uns. Die iranische Nachtigall singt von ihrem Schmerz und der Hoffnungslosigkeit, die sie nicht auflöst. So ist das Leben, das unser Menschsein in seine dunkle Tiefe führt. Sie lässt ihren Zuhörer in einem "fremden Land" sein, sie, die Exilantin, der das Vergessen nicht gelingen will. Erst wenn der Grund dieser Erfahrungen erreicht ist, spannen sich Lebenswille und Mut neu nach oben. Es ist das lächelnde Antlitz eines andern, das ihr die Fremdheit der Welt übersteigen hilft und ihr sagt: Du kannst dich selbst verlassen, Deine Not, verlasse Dich auf mich.

Nahid Ensafpour ist eine erstaunliche Erscheinung - eine Meisterin darin, die Dinge in ihrem transitorischen Eigensein zu begreifen, die eigenartigen Melismen, in denen die Melodie unseres Lebens seinen Zeitstrahl umspielt.

Sein und Nichtsein

Sein und Nichtsein
die Grenze
eine dünne Wand.

Sacht berühren
meine Finger
diese so leichte,
diese so gespannte
dünne Wand.

Ein Zittern überkommt mich,
welch' unendliche Einigkeit
verbindet sie,
Sein und Nichtsein,
sie sind doch eins.

Dr. von Hänsel-Hohenhausen
17.08.2015                                                                                

 
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Das Buch:

Nahid Ensafpour: Brennende Sehnsucht. Gedichte

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Frankfurt: Frankfurter Taschenbuchverlag 2014
72 S., € 10,80
ISBN 978-3-86369-212-4

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