Gedichtbände

Klebstoff, wenn es mit der Welt nicht ganz klappen will

Wenn im Frühling die ersten Sträucher ungewohnt gelb nach bewundernden Augen Ausschau halten, so geht einmal mehr ein frischer Band von Hilla Beils-Müller auf die Leserinnen und Leser zu: "Nacht-Tisch-Lampe, Papier und Stift". Aber da ist nichts Beifallerheischendes dabei, die Gedichte wollen einfach anstecken und Freude bereiten. "Vergnüglichkeiten" sind es, auch Schelmereien, deren Harmlosigkeit ihren Reiz ausmacht.

Lebensfreude kann dabei ganz schön unkompliziert sein, sie steckt etwa im Karnevalsbericht, mit dem Ruf "Mayen Mayoh" aus der Heimatstadt der Autorin, in der sie 1953 geboren wurde. "Mayener Jung", auch das ist Zeugnis echter Verwurzelung, aus der heraus gar mancher Ast sehr selbstbewusst und frohgemut in den blauen Himmel wächst.

Wie schon bei anderen ihrer Publikationen stellen sich zuerst Worte wie "Zuversicht" ein, wenn man die Sätze liest. So lautet auch die Überschrift eines ihrer Gedichte. Man kann auch ganz einfach von schöner, friedlicher Lebenseinstellung sprechen und das Gleiche meinen. Einfach sich freuen, etwa über "Neues Glück", nicht immer das Warum herauspressen wollen. "Ach wie schön ist diese Welt", schreibt Hilla Beils-Müller und bittet ihr Gedächtnis, das alles nicht zu vergessen.

Am schönsten finden die einen jene Strophen, die natürlich gesetzt sind und sagen, was gefühlt ist. Hört man nicht die Melodie heraus, selbst wenn man sehr still liest - oder vielleicht gerade dann? Man vernimmt sie im Gedicht "Manuskript" und folgt ihr auch auf der "Schaukel", hier noch schwungvoller, wippend und so fröhlich, wie man es bei Hilla Beils-Müller nicht anders erwarten wird.

Andere lieben die Zeilen, die knapp angelegt sind, fast wie ein amüsiertes Fingerschnippen. "Jahr 2010" ist ein schönes Beispiel dafür. Gelegentlich ist "Aphorismus" der treffende Ausdruck für das, was man hier liest, vielleicht am ehesten trifft dies beim "Klebstoff" zu:

An der Schürze 
klebt die Würze. 
An den Händen 
klebt die Arbeit.

Klebstoff, wenn es mit der Welt nicht ganz klappen will. Das Bändchen zehrt von erzählten Eindrücken und gehabten Begegnungen, aus denen etwas geworden ist. Mitunter versenkt sich die Autorin in Tieferes - so etwa, wenn sie fragt: "Wo und wann fängt selbstlos an?"

Es ist Gutenachtlektüre, was man da in den Händen hält. Oder gute Wegzehrung für eine Reise mit der Bahn. Man schenkt sich damit gutes Wohlbefinden, Gemütlichkeit für unterwegs. Die Illustrationen pendeln hin und her, zwischen der Erinnerung und dem Moment im Heute.

Wer mehr will, kann sich frühere Publikationen beschaffen: "Ein kleiner Spiegel", Band 1 und Band 2. Und sieht dabei, dass das Ganze ganz schön in sich stimmt.

Ronald Roggen
26.04.2011

 
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Das Buch:

Hilla Beils-Müller: Nacht-Tisch-Lampe, Papier und Stift

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Frankfurt am Main: Frankfurter Literaturverlag 2010
108 S., € 12,80
ISBN: 978-3-8372-0785-9

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